Auch wenn man beim RTL-Screening nicht müde wurde zu betonen, dass man das Medienhaus der Zukunft baut und Vielfach-Senderchef Henning Tewes sagte "Wir haben die Lust und den Mut, Neues auszuprobieren": Insbesondere das, was man im Show-Bereich angekündigt hat, hat man dann doch meistens schonmal gesehen - und so passt hier auch der Satz "Sag niemals nie zu ein bisschen Nostalgie", den man ebenso im Screening vernehmen konnte.
Damit war also klar: Der Retro-Trend der letzten Monate, den ja auch RTL nach Kräften und mit mehr („Der Preis ist heiß“) oder weniger („7 Tage, 7 Köpfe“) Erfolg bedient, ist noch nicht zu Ende. Hier stehen noch einige schon angekündigte Projekte aus wie etwa die Neuauflage der „100.000 Mark Show“ oder der Impro-Comedy „Frei Schnauze“. Nostalgische Gefühle will man aber auch bedienen, wenn man mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger „40 Jahre Supernasen“ als große Show mit Live-Musik aus den 80ern und diversen Aktionen feiert.
Der tragische Tod von Mirco Nontschew führte im letzten Jahr schon dazu, dass man im Archiv von „RTL Samstag Nacht“ kramte und Best-Ofs hervorbrachte. Die kamen so gut an, dass man nun ein Revival von „RTL Samstag Nacht“ plant – allerdings nicht in regelmäßiger Form, sondern nur als einmaliges Event, das dann auch gar nicht nachts, sondern in der Primetime zu sehen sein wird. Bei RTL spricht man von einem "Lagerfeuerabend", bei dem man viele Klassiker wie "2 Stühle - 1 Meinung", "Neues vom Spocht" oder "Die Doofen" einmalig wieder aufleben lassen will.
Mit dem vorösterlichen Event „Die Passion“ bediente RTL gleichermaßen Trash-Fans wie auch jene, die sich eher ernsthaft für die Neuinterpretation dieser christlichen Geschichte interessierten. Die Quoten fielen gut, wenn auch nicht so überragend aus, wie man das im Vorfeld vielleicht erträumt hatte. Doch es reichte jedenfalls, damit RTL gewillt ist, daraus ein regelmäßiges Event zu machen: Für 2023 wird in jedem Fall schon an einer Neuauflage gearbeitet. In Sachen Events warten bekanntlich auch noch die „deutsche Luftballonmeisterschaft“ sowie die „RTL Wasserspiele“, die in der Wasserwelt Rulantica des Europapark produziert wird.
Doch mit einzelnen Events wird RTL den Wegfall des „Supertalents“ kaum kompensieren können, es sind also auch über mehrere Wochen laufende Show-Events gefragt. Neu aufgelegt werden beispielsweise „Die Puppenstars“. Die Puppen(spieler)-Castingshow lief zwei Staffeln lang in den Jahren 2016 und 2017. Damals sprach man von mittelmäßigen Quoten, heute wären die mit der zweiten Staffel erreichten Marktanteile zwischen 13 und 16,2 Prozent ein voller Erfolg für RTL.
Als neue Eventshow-Reihe wird "Der unfassbar schlauste Mensch der Welt" angekündigt. Die von Hans Sigl moderierte Show soll aber nicht nur ein Quiz sein, sondern ein Mix mit einem Promi-Talk. Drei Promis werden pro Folge begrüßt, die individuelle Fragen beantworten und assoziative Ketten bilden müssen, die als Grundlage für einen Talk dienen. Dabei sind auch Schnelligkeit und Taktik gefragt, am Ende scheidet einer aus, die beiden Sieger treten am kommenden Tag gegen einen weiteren Promi an, nach zwölf Folgen steht dann fest, wer am längsten durchgehalten hat und als "unfassbar Schlauster" gilt. Das Format basiert auf einem belgischen Original, das schon seit 18 Jahren läuft.
Schon bekannt war überdies auch, dass man sich mit „Ich setz auf dich“ in Kürze an einer Wettshow für den Samstagabend versucht. Außerdem warten wie schon angekündigt weitere Test-Shows, "Zeig uns deine Stimme" (das frühere "I can see your voice") und eine weitere Staffel von "Der König der Kindsköpfe". Nur kurz angerissen wurde, dass man natürlich auch Reality-Unterhaltung wie das Dschungelcamp oder das "Bachelor"-Franchise fortsetzt.
Große Stücke hält man bei RTL außerdem bekanntlich auf den Ausbau seines Informationsbereichs. Hier gab es schon kurz vor den Screenforce Days die News, dass man ein dreiköpfiges Investigativ-Team vom ZDF abgeworben hat, schon gestartet ist der Magazin-Ausbau mit „Gala“ und „Stern TV am Sonntag“. Weitere Neuigkeiten wurden diesbezüglich am Mittwoch aber nicht verkündet, ebenso wie im Fiction-Bereich, wo man vor allem auf das Zusammenspiel mit RTL+ setzt. Hier wartet die Neuauflage des „Club las Piranjas“ mit Hape Kerkeling ebenso auf die Ausstrahlung wie eine zweite „Sisi“-Staffel und „Haus der Träume“ ("Die Geschichte einer großen Liebe und eines legendären Kaufhauses - erzählt über mehrere Jahrzehnte"). „Alarm für Cobra 11“ kehrt als Reihe zurück, zudem laufen noch die Reihen „Der Schiffsarzt“ und der „Dünenthriller“ mit Hendrik Duryn an.