Von nichts weniger als einem "Paradigmen-Wechsel im Sat.1-Programm" sprach Senderchef Daniel Rosemann am Dienstag bei den Screenforce Days, als er das künftige Kernstück der Daytime, eine Live-Show namens "Volles Haus! Sat.1 Live", ankündigte, die in Zukunft zwischen 16 und 19 Uhr ausgestrahlt werden soll (DWDL.de berichtete). "Radikale Erneuerung für radikal bessere Reichweite", so Rosemann.
Die damit einhergehende Botschaft: Nach 16 Uhr wird es keinen Platz mehr für Scripted Realitys geben. Aktuell füllt der Sender tagsüber noch fast acht Stunden mit Programmen dieser Art - die demnächst jedoch allesamt ausgedient haben werden. "Sat.1 wird aktuell keine neuen Folgen von Scripted-Reality-Serien für die Daytime beauftragen", bestätigte Sat.1-Sprecher Christoph Körfer auf DWDL.de-Nachfrage. Und das betrifft erstaunlicherweise auch jene Formate, die derzeit noch vor 16 Uhr zu sehen sind.
Konkret sind damit nicht nur die "Klinik am Südring", "Lenßen ermittelt" und "K11 - Die neuen Fälle" von der Entscheidung betroffen, sondern auch das seit neun Jahren im Programm befindliche Polizei-Format "Auf Streife", das im laufenden Jahr auf dem 14-Uhr-Sendeplatz immerhin noch rund achteinhalb Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt. Sofort dürfte das Scripted-Reality-Aus dem Sat.1-Publikum allerdings nicht auffallen, wurden doch bereits so viele Folgen produziert, dass der Nachschub an Erstausstrahlungen nicht abrupt enden wird.
... und RTL holt Barbara Salesch zurück
Doch während Sat.1 sein Heil in einer Abkehr von Scripted Realitys sucht, will RTL demnächst mit alten Ideen in die Erfolgsspur zurückkehren - mit der Neuauflage zweier Gerichtsshows, darunter ausgerechnet auch ein Format mit Richterin Barbara Salesch, die in Sat.1 nachmittags in Spitzenzeiten einst mehr als drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Fernseher gelockt hatte. Es ist ein kleiner Trost für die Produktionsfirmen Filmpool und Constantin Entertainment, die für sämtliche der nun eingestellten Scripted Realitys in Sat.1 verantwortlich zeichnen und nun nicht unerhebliche Auftragseinbußen zu verkraften haben.
Unterdessen stellt sich mit Blick auf "Volles Haus!" die Frage, wie der Sender eigentlich mit der Tatsache umzugehen gedenkt, dass über einige Verbreitungswege um 17:30 Uhr regionale Sendefenster zu sehen sind - und diese also mitten in die neue Sat.1-Show platzen. "Da wird es eine smarte Lösung zum Start geben", verspricht Sendersprecher Christoph Körfer gegenüber DWDL.de. Wie genau die aussehen wird, bleibt abzuwarten. Aber das gilt ja in diesen Tagen für vieles, was die künftige Ausgestaltung der Daytime von Sat.1 angeht.