Die internationalen Streamingdienste sind einst mit Highend-Fiction in den Markt gedrängt, haben aber längst weit mehr Genres für sich entdeckt, in denen sich nationale Sender durch besseres Verständnis der Märkte und Präsenz vor Ort u.a. fürs Casting besser aufgestellt sahen. Stichwort: Realityshows.
Prime Video setzt im japanischen Markt ganz auf Reality, hat dort u.a. "Big Brother" und "Bachelor" aufleben lassen. Netflix wiederum hat mit "Love is blind" und "Too hot to handle" zwei Neuentwicklungen im Genre im Portfolio, kurioserweise übrigens einmal produziert von Tochterfirmen der ProSiebenSat.1 Media SE ("Love is blind") und der RTL Group ("Too hot to handle"). Bislang waren das englischsprachige Produktionen, die international ausgerichtet wurden.
Das ändert sich jetzt bei Netflix. Nach der Adaption von "Queer Eye" mit deutschem Cast, kommt nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de auch eine deutschsprachige Staffel der Dating-Reality "Too hot to handle" - auch bekannt unter dem unnötigen deutschen Titel "Finger weg". Das Prinzip der Sendung: Zehn Singles, je zur Hälfte weiblich und männlich, werden für vier Wochen in eine luxuriöse Villa einquartiert. Soweit so üblich fürs Reality-Genre, speziell wird das Format durch die Tatsache, dass sich das Preisgeld mit jeder Form der Annäherung im Cast reduziert. Gegen Ende der Staffel wird das Prinzip variiert und auf die Spitze getrieben.
Auf DWDL.de-Anfrage will Netflix am Montag eine deutschsprachige Staffel von "Too hot to handle" nicht bestätigen, doch die Dreharbeiten sind längst abgeschlossen und die Sendung in der Postproduktion. Gedreht wurde bereits vor einigen Wochen in Mexiko, wo auch schon die bisherigen englischsprachigen Versionen der Netflix-Sendung aufgezeichnet wurden. Mit dabei im Cast waren diesmal zahlreiche deutsche Influencerinnen und Influencern. Die Produktion der deutschen Fassung des Fremantle-Format übernahm naheliegenderweise die deutsche Fremantle-Tochter UFA Show & Factual.
Die Liebe zu Reality-Programmen spiegelt sich im deutschen Netflix-Team in Berlin auch in Person von Inga Leschek, der Non-Fiction-Chefin für den deutschsprachigen Raum sowie Zentral- und Osteuropa. Sie ist erst vergangenen Herbst von RTL Studios zu Netflix gewechselt und verantwortete zuvor auf Produktionsseite Reality-Programme wie "Are You The One?", "Ex on the beach" und "Couple Challenge" für TVnow (heute RTL+), die nach Angaben von RTL Deutschland Streaming-Erfolge waren.