Die zuletzt rückläufigen Abo-Zahlen von Netflix zwingen die Verantwortlichen des Streamingdienstes dazu, neue Wege zu gehen. Die Einführung eines werbefinanzierten Modells ist die wohl stärkste Veränderung, die auf Netflix zukommen wird. Darüber hinaus scheint das Unternehmen nun offenbar auch den Reiz von Live-Übertragungen zu erkennen. Der US-Branchendienst "Deadline" berichtet am Montag davon, dass Netflix über den Start von Live-Streaming nachdenkt.
Netflix selbst bestätigte die Pläne, spricht aber von einem frühen Entwicklungsstadium. Denkbar wäre der Live-Einsatz etwa bei einer Vielzahl von Unscripted-Formaten oder Stand-up-Specials. Laut "Deadline" ist die Rede von Live-Votings für Wettbewerbs-Formate wie die kommende Tanzshow "Dance 100" des "The Circle"-Produzenten Studio Lambert. Auch im Rahmen des "Netflix Is A Joke"-Festivals könnte der Dienst künftig auf Live-Übertragungen setzen - wenn auch mit ein paar Sekunden Verzögerung, falls es auf der Bühne etwas zu frech zugehen sollte.
Der Schritt eröffnet das Potenzial für eine Reihe neuer Formate, die bislang eher im linaren Fernsehen beheimatet wären - wo man sich durch Live-Formate verstärkt von der Streaming-Konkurrenz abzusetzen versucht. Doch der Wechsel von "Dancing with the Stars", dem US-Pendant von "Let's Dance", vom Free-TV-Sender ABC hin zum Streamingdienst Disney+ zeigt, dass die Grenzen zunehmend verschwinden (DWDL.de berichtete).
Sollte Netflix verstärkt auf Live-Übertragungen setzen, stellt sich unweigerlich die Frage, ob auch Sport künftig eine Rolle spielen wird - erst recht vor dem Hintergrund des Erfolgs der Formel-1-Dokuserie "Drive to Survive". Laut "Deadline" ist dieser Schritt aktuell aber nicht geplant. Doch vieles, von der Offline-Funktion bis zum Werbe-Modell, galt in der Vergangenheit bei Netflix als undenkbar - da sollte auch der Sport nicht ein für allemal ausgeschlossen werden.