Nicht nur bei Alexander Lindh war die Enttäuschung Ende 2020 groß: Die von ihm geschriebene Serie "MaPa", in der es um den jungen Vater Metin Müller geht, der nach dem plötzlichen Tod seiner Freundin Emma über Nacht als alleinerziehender Vater mit sechs-monatigem Baby dasteht, hatte herausragende Kritiken erhalten, war von der "Zeit" zu einer der besten Serien des Jahres gewählt worden, zudem gab es Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis. Trotzdem entschied sich der Streaming-Dienst Joyn, ein Joint-Venture von ProSiebenSat.1 und Discovery, die Serie nicht fortzusetzen.
Zwar hatte man zuvor öffentlich von guten Abrufzahlen gesprochen, in der Zwischenzeit hatte sich allerdings die Strategie von ProSiebenSat.1 in Sachen Joyn geändert - von einem großen Ausbau des zahlungspflichtigen Premium-Bereichs war man da bereits wieder abgerückt, was auch den Spielraum für solche Eigenproduktionen einschränkte. Groß war die Überraschung über diese Entscheidung damals auch beim RBB, der Koproduktionspartner von Joyn war und über die Free-TV-Rechte verfügte.
Der RBB, Beta Film als Vertrieb und das Medienboard Berlin-Brandenburg hatten die Hälfte der Finanzierung für eine Fortsetzung damals bereits zugesagt und hätten gerne weiter gemacht - doch weil die Budgets für 2021 schon verplant waren, war der Ausfall von Joyn nicht so kurzfristig zu kompensieren. Doch inzwischen sind die finanziellen Probleme Geschichte: Als weiterer Geldgeber sprang für Staffel 2 nun die ARD Degeto ein, die Dreharbeiten für sechs neue Folgen laufen bereits seit Beginn des Monats.
Nun ist seit der ersten Staffel ja schon einige Zeit ins Land gezogen, was man auch in der Serie aufgreifen wird. Aus dem kleinen Baby ist inzwischen die freche und willensstarke Vorschülerin Lene geworden (gespielt von Pola Friedrichs) - und aus Metin (Max Mauff) ein Mann, der sich seinem Schicksal gefügt hat und sich langsam zurück ins Liebesleben wagt. Das Team hinter der Kamera blieb gleich: Regie führt erneut Jano Ben Chaabane, Headautor ist Alexander Lindh und Produzentin Laura Bull von Readymade Films. Die redaktionelle Federführung liegt im rbb bei Kerstin Freels, für die ARD Degeto ist Christoph Pellander verantwortlich. In weiteren Rollen vor der Kamera sind unter anderem Maryam Zaree, Bastian Reiber, Christin Nichols, Marie Bloching und Banashfe Hourmazdi zu sehen.
Kultur- und Filmchefin des rbb Martina Zöllner: "Die Reaktionen auf die erste Staffel waren sehr positiv. Umso schöner ist es, dass wir die zweite Staffel nun gemeinsam mit der ARD Degeto realisieren, und die neuen Folgen 2023 direkt für alle kostenlos in der ARD Mediathek und im TV zu sehen sein werden." Neue Wege geht die Produktion unterdessen mit der Einführung einer 4-Tage-Woche für Cast und Crew. Produzentin Laura Bull: "Wir fanden es ein bisschen heuchlerisch, eine Serie über einen Alleinerziehenden zu schreiben, der zwischen intensivem Job und Elternsein balanciert, und dann selbst in klassischer Produktionsmanie 5-Tage-Wochen zu schieben. Es ist ein zarter Versuch, die Produktionszeit zu entzerren, einmal anders zu denken. Irgendwo muss man anfangen. Und ehrlich: Es funktioniert!"