Was einst mal eine der bedeutendsten Entwicklungen in der Historie des Nachrichtensenders CNN werden sollte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach als eines der kurzlebigsten und deshalb auch kuriosesten Angebote in die Geschichte der bekannten Newsmarke eingehen. Am Donnerstag bestätigten sich die Gerüchte der vergangenen Tage, wonach das neue Management der CNN-Mutterfirma Warner Bros. Discovery den Stecker beim erst am 29. März gestarteten Streamingdienst CNN+ schon wieder zieht. Der Grund für die Entscheidung ist schnell erklärt: Das Unternehmen möchte alle Marken in einem Streamingdienst bündeln, ein Extra für CNN soll es also nicht geben.
J.B. Perrette, bei Warner Bros. Discovery für den Bereich Streaming zuständig, erklärte, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher in einem komplexen Streamingmarkt Einfachheit und einen All-in-one-Service wünschen würden – so soll ein besseres Erlebnis geboten werden als mit eigenständigen Angeboten. Die Mitarbeitenden von CNN+ wurden am Donnerstag offiziell über das nahende Aus informiert. Das Meeting leiteten Perrette und CNN-Boss Chris Licht, der von einer "einzigartig beschissenen Situation" sprach. Licht hätte sich seinen Start bei CNN sicher auch schöner vorgestellt. Er war erst vor einigen Wochen gewechselt; bis Anfang März war er noch Executive Producer der "Late Show with Stephen Colbert". Klar ist: Hunderte Teammitglieder des gerade erst aus der Taufe gehobenen Dienstes werden nun wohl ihre Jobs verlieren.
Immerhin: Ein internes Memo verspricht allen Angestellten, dass sie 90 Tage lang weiter bezahlt werden. Es soll auch nach Möglichkeiten gesucht werden, dass sie anderswo in der Warner Bros. Discovery-Familie unterkommen können. Wer nicht übernommen wird, darf sich Hoffnungen auf eine Abfindung in Höhe von sechs Monatsgehältern machen. Perrette schob die Schuld für die Lage in die Schuhe des vorherigen Managements, also zum ehemaligen CNN-Boss Jeff Zucker und zu Jason Kilar, der bis Anfang April für WarnerMedia zuständig war.
Die jetzige Situation wäre "vermeidbar" gewesen, denn trotz des Wissens um die bevorstehende Fusion hätte das damalige Management entschieden, mit den CNN+-Plänen einfach weiterzumachen, erklärte Perrette nun. Dieser Logik folgend bleibt aber fraglich, wie es den Angestellten geholfen hätte, den ohnehin kostspieligen Launch kurz vor knapp abzusagen.
Die Sendungen von CNN+ sollen nun bis Ende April fortgeführt werden, also nur noch gut eine Woche. Es besteht die Möglichkeit, dass einige Sendungen des Angebots auch künftig im einheitlichen WarnerBros. Discovery-Streamingdienst fortgeführt werden, andere könnten eventuell sogar ins Hauptprogramm von CNN wandern. Perrette unterstrich am Donnerstag nochmals die hohe Reputation der Marke CNN – auch deshalb spiele sie in den Plänen des fusionierten Unternehmens "eine große Rolle". Allen Kundinnen und Kunden verspricht CNN+ derweil eine anteilige Rückerstattung ihres schon bezahlten Abonnementpreises.