In einem Gespräch in der Zeit positioniert sich Patricia Schlesinger gegen die Forderung aus der Politik, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Unterhaltungsbereich einzusparen. Es sei wichtig, Ablenkung von Lebensnot zu bieten, "ohne nackte Menschen auf eine Insel zu bringen oder sie in Container zu sperren und im Dschungel Spinnen essen zu lassen." In der ARD sei die Unterhaltung dagegen "anders". Der Wert von Unterhaltung läge vor allem darin, gerade jüngeren Menschen Akzeptanz zu gewinnen, so die ARD-Vorsitzende.
Weiterhin spricht Schlesinger die Vielfalt des Unterhaltungs-Genres in der ARD an, die es schwer machen würde, den Begriff zu definieren. So würden in regionalen Talk-Formaten oder Quizsendungen ebenfalls Wissen vermittelt werden. Das mache es schwer, Schnitte im Unterhaltungsprogramm zugunsten der Information zu machen. Gleichzeitig kündigt sie an, dass es Einsparungen dennoch weiterhin geben würde: "Wir haben eine dreistellige Millionensumme bei Sportrechten und Filmproduktionen gekürzt und schichten Mittel ins digitale Angebot um. Und in dieser Richtung geht es auch weiter."
Damit reagiert sie auf Forderungen, die im Zuge des neuen Medienstaatsvertrags gestellt werden, über den derzeit verhandelt wird. Der Vertrag regelt Auftrag und Struktur von ARD und ZDF. Stark diskutiertes Thema ist dabei seit Monaten, wie groß der Unterhaltungs-Teil im linearen und digitalen Programm der Öffentlich-rechtlichen sein soll. Die Neufassung des Medienstaatsvertrags soll Anfang 2023 in Kraft treten. Schlesinger selbst fordert, mit dem neuen Vertrag eine größere Flexibilität für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erlangen, "gerade mit Blick auf das Internet".
Dass es den Vorwurf gäbe, der journalistische Nachwuchs der ARD würde teils zu starr anhand ideologischer und moralischer Denkmuster handeln, habe Schlesinger erfasst. "Wir haben dieses Problem erkannt und sind es angegangen." Gesinnung habe im Journalismus nichts zu suchen, Haltung hingegen schon, so Schlesinger, die auch RBB-Intendantin ist. "Unser Beruf zieht eher Idealisten an, die mit ihrer Arbeit die Welt verändern möchten, was nicht falsch ist. Aber wir müssen auf Ausgewogenheit achten. Der Journalismus, in dem keine großen Gehälter mehr winken, ist leider gerade für sogenannte Bürgerliche kein hyperattraktiver Job mehr." In Zukunft müsse also ein "stärkeres Augenmerk auf Meinungspluralismus" gelegt werden.