Paukenschlag beim Streamingdienst DAZN: Nachdem der weltweit agierende Streamingdienst im Vorjahr schon seinen CEO austauschte, gibt es nun auch eine Personalrochade an der Spitze von DAZN in der DACH-Region. Thomas de Buhr wird noch im Laufe dieses Jahres aus dem Konzern ausscheiden, "um sich neuen Herausforderungen zu stellen", wie es immer so schön heißt, wenn sich die Wege mit einem Mitarbeitenden trennen. Bereits Ende 2021 sei sich de Buhr zusammen mit dem neuen DAZN-Chef Shay Segev einig geworden, dass DAZN in der DACH-Region für "die nächste Phase der Entwicklung andere Fähigkeiten" brauche, wie es in einer Medienmitteilung formuliert ist.
Diese Fähigkeiten glaubt man nun bei einer ehemaligen Sky-Strategin gefunden zu haben. Alice Mascia wird zum 1. Mai Chefin von DAZN in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mascia war bis vor einem Jahr Chief Product und Strategy Officer von Foxtel in Australien, sie kümmerte sich dort unter anderem um eine Neuorganisation der Firma. Deutschland kennt sie gut, weil sie zwischen Herbst 2010 und Sommer 2015 in verschiedenen Positionen für die Strategie von Sky verantwortlich war. So wirkte sie unter anderem an der Etablierung von Sky Go mit – und entwickelte Pläne für den OTT-Dienst von Sky. Zuletzt war sie in Unterföhring Vice President der Strategie-Abteilung - und dürfte zumindest die Situation kennen, als Unternehmen unter hohen Sportlizenzgebühren zu ächzen.
"Ich freue mich darauf, die ehrgeizige Wachstumsstrategie von DAZN voranzutreiben und weiterhin ein außergewöhnliches Unterhaltungserlebnis für DAZN-Nutzer und alle Sportfans in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu bieten", lässt sich die neue starke Frau von DAZN in Deutschland, Österreich und der Schweiz zitieren. Shay Segev spricht im Zusammenhang der Ernennung Mascias zur neuen CEO von einem "ambitionierten Wachstumsplan". Sie solle "die Entscheidungsfindung näher an unsere Fans bringen", heißt es in der deutschen Version der Pressemitteilung etwas verklausuliert. Ihre Erfahrung und ihr Wissen über den Markt würden das Geschäft vorantreiben. "Sie kommt zu einem aufregenden Zeitpunkt zu uns, da wir beginnen, uns zu einem echten globalen Anlaufpunkt für Sportfans zu entwickeln."
Richtig ist aber auch, dass Mascia zu einem Zeitpunkt zum deutschen DAZN kommt, an dem dem Dienst so viel Gegenwind entgegen bläst wie vermutlich noch nie. Die Preise für Neukunden hat DAZN kürzlich verdoppelt – bei Bestandskunden will man im Laufe des Jahres möglicherweise nachziehen. Ob man diesen Schritt nun wirklich gehen möchte, wird Strategien Mascia final bewerten müssen. Denn: Die Kosten für Sportlizenzen übersteigen die Einnahmen von DAZN seit Jahren. Inzwischen hat DAZN die Rechte an fast allen Champions-League-Spielen, zeigt am Mittwochabend auch den Auftritt der Bayern exklusiv, hinzu kommen Sonntags- und Freitags-Spiele der Bundesliga, diverse internationale Ligen, Boxen, Motorsport, Football und mehr. Wie viele Menschen DAZN abonniert haben, ist weiterhin nicht öffentlich bekannt. Klar dürfte derweil sein: DAZN muss jetzt dringend wachsen, um nicht weiterhin viel Geld zu verbrennen. Das sind fortan nicht mehr die Sorgen von Thomas de Buhr. In einer DAZN-Mitteilung heißt es sehr freundlich, er habe in den vergangenen vier Jahren "maßgeblich zum außerordentlichen Wachstum des Marktes beigetragen".