Es waren nur wenige Sekunden, in denen Marina Ovsjannikowa am Montagabend im russischen Staatsfernsehen zu sehen war. Doch ihre Botschaft war eindeutig: Mit einem Protestplakat in den Händen und lauten Rufen hat die Mitarbeiterin des TV-Senders Channel One für eine Unterbrechung der Hauptnachrichtensendung "Wremja" gesorgt.

"Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen", lautete ihre Botschaft auf dem Plakat, auf dem sie zudem in englischer Sprach schrieb: "Russians against war." Der Vorfall ereignete sich, während Nachrichtensprecherin Jekaterina Andrejewa eine Meldung verlas. Mehrfach rief Ovsjannikowa im Hintergrund laut "Nein zum Krieg", ehe der Sender wegschaltete und eilig einen Bericht einspielte, der mit Bildern eines Krankenhauses begann. 

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In den sozialen Medien wurde der kurze Ausschnitt daraufhin weltweit geteilt. "Was Mut wirklich bedeutet", kommentierte etwa der Pianist Igor Lewit auf Twitter. Tatsächlich musste Marina Ovsjannikowa viel Mut für ihren Protest-Auftritt aufbringen, schließlich ist es in Russland durch ein erst kürzlich erlassenes Gesetz verboten, den russischen Einmarsch in die Ukraine als "Krieg" oder "Invasion" zu bezeichnen. Wer dagegen verstößt, muss mit langen Haftstrafen rechnen.

Ovsjannikowa hatte ihre Aktion im Vorfeld in einem Video in sozialen Netzwerken angekündigt und erklärt, sich dafür zu schämen, für Channel One zu arbeiten. In ihrer Videobotschaft sagte sie zugleich, dass ihr Vater Ukrainer und der Krieg ein "Verbrechen" sei. Gleichzeitig forderte sie die Russinnen und Russen auf, auf die Straße zu gehen. "Sie können uns nicht alle einsperren", so Ovsjannikowa, die nach ihrem Protest offenbar festgenommen wurde. Wo sie sich derzeit befindet, ist unklar.