"Ich kann das nicht verantworten: moralisch nicht, emphatisch nicht", zitiert der "Kölner Stadtanzeiger" die Radio Köln-Chefredakteurin Claudia Schall. "In der Stadt lässt sich Karneval heute nicht mehr aufhalten. Aber es ist Krieg in Europa und wir stehen hier im Karnevalskostüm. Das hat es in dieser Form bei uns noch nicht gegeben." Daher gibt es beim privaten Radio Köln an diesem Donnerstag nicht das geplante Karnevalsprogramm. Auf der Website erklärt der Sender: "Wir haben uns aufgrund des Krieges in der Ukraine gegen unsere eigentliche Karnevalsplanung entschieden. Es ist undenkbar, über einen Krieg zu berichten - eingebettet in Karnevalsmusik." Neben dem jetzt weitgehend karnevalsfreien Hauptprogramm bietet Radio Köln nur online einen Karnevalsstream an.
Auch der WDR hat angesichts der aktuellen Lage in der Ukraine sein Programm geändert. Der Radiosender WDR 4 hatte den Morgen zunächst noch mit Karnevalsmusik begonnen, diese Live-Strecke aber gegen 9 Uhr beendet. Befremdlich wirkt jedoch der Versuch im WDR Fernsehen seit 11 Uhr an der geplanten Sendung "Weiber live" mit Susanne Wieseler und Anna Planken festzuhalten; dabei Unterhaltungsmusik zum Schunkeln mit Berichterstattung über Krieg in Europa zu verbinden. Eine wahrlich undankbare Aufgabe für die beiden Moderatorinnen, die ihre Auftritte zwischen der Musik dann auch im Wesentlichen dafür verwenden, ständig digitale Leserbriefe vorzulesen, die dem WDR attestieren, alles richtig zu machen mit dem Gute-Laune-Ablenkungsprogramm.
Während dazu ein Laufband informiert, wo man aktuelle Informationen erhält, geht es im WDR Fernsehen weiter mit dem Schunkeln: "Superjeilezick" (Super geile Zeit) steht auf dem Programm. Man werde "die Tonalität der aktuellen Situation anpassen" nennt es der WDR in einer Pressemitteilung, die am Vormittag verschickt wurde. Die Sendung solle in ihrem Charakter die Ambivalenz der Ereignislage abbilden und über weitere Entwicklungen informieren. Später kommt die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorbei, es wird ernster - verbunden mit Rekers frommen Wunsch, dass der Karneval vielleicht so etwas wie eine Solidaritätsveranstaltung mit der Ukraine werden könnte. "WDR Aktuell"-Ausgaben um 12.45 und um 16 Uhr wurden verlängert, auf allen Ausspielwegen will der WDR aktuell informieren.
Auch Antenne Düsseldorf aus der NRW-Landeshauptstadt hat sich schon früh am Morgen, deutlich schneller als der WDR zu Wort gemeldet und Stellung bezogen. "Antenne Düsseldorf verzichtet heute auf Karnevalsmusik", erklärte man bereits vor 8 Uhr. Weiter heißt es in einem auf der Website veröffentlichten Artikel: "Der heutige Donnerstag (24. Februar 2022) wird in die Geschichte eingehen. Russland greift seit dem Morgen Ziele in der Ukraine an. Weltweit sorgen die aktuellen Entwicklungen für Entsetzen." Die Stellungnahme der Redaktion des Senders: "Wir fühlen mit den Menschen, die in der Ukraine leben und denen, die sich um sie sorgen und teilen unser Mitgefühl, in dem wir an diesem Tag Stille bewahren. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden heute keine Karnevalsmusik zu spielen."
Update: Um 14 Uhr beendete dann das WDR Fernsehen seine XXL-Live-Sendung "Weiber live" zum Altweiber-Karneval. Die beiden Moderatorinnen Susanne Wieseler und Anna Planken erklärten, es werde angesichts des Krieges in der Ukraine zunehmend schwer Karneval zu feiern. Eigentlich war die Live-Sendung noch bis zum frühen Abend geplant. Nun wurden die beiden Moderatorinnen von einer wahrlich undankbaren Aufgabe befreit.