In der Vergangenheit hat es immer wieder Kritik gegeben, wenn ARD und ZDF in Breaking-News-Situationen mal wieder zu langsam auf Sendung waren. Ihr Hauptprogramm ändern die beiden Öffentlich-Rechtlichen ohnehin nicht so ohne weiteres, aber auch etwa bei tagesschau24 war das Programm in bestimmten Situationen oft nicht sehr tiefschürfend, was schlicht und ergreifend auch daran lag, dass der Sender bislang nicht die Ressourcen hatte, um mit Welt und ntv oder geschweige denn großen internationalen Nachrichtensendern zu konkurrieren. 

Das soll sich zum Teil nun aber ändern, wie die ARD am Donnerstagnachmittag angekündigt hat. Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben nun nämlich entschieden, dass tagesschau24 um- und ausgebaut werden soll. So soll der Sender künftig "erste Adresse für die kontinuierliche Versorgung mit aktueller Information" werden, speziell auch bei nationalen und internationalen Breaking-News-Situationen. Weniger bis gar keinen Platz im Programm haben demnach Dokus, Talks und politische Magazine. 

Patricia Schlesinger © RBB/Thorsten Klapsch Patricia Schlesinger
Finanzieren und organisieren will die ARD das Vorhaben durch Umschichtung und das Nutzen von Synergien mit allen Landesrundfunkanstalten und dem NDR-Informationshaus in Hamburg-Lokstedt. Patricia Schlesinger, RBB-Intendantin und aktuelle ARD-Vorsitzende, sagt: "tagesschau24 wird das Schaufenster der regionalen, nationalen und internationalen Informationskompetenz der ARD. Der Ausbau von tagesschau24 ist eine Investition in die Zukunft, denn damit stärken wir die Informationskompetenz und Legitimation der gesamten ARD. Wir stützen uns auf ein regional und international konkurrenzlos dichtes Korrespondentennetz, fachlich exzellente Kompetenzzentren und die größte Nachrichtenzentrale Deutschlands."

 

"Es gibt keinen Grund für einen Senderkrieg, wir machen ja keinen neuen Kanal auf, sondern einen schon bestehenden besser."
ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger

 

Joachim Knuth © NDR/Hendrik Lüders Joachim Knuth
Joachim Knuth, Intendant des für ARD aktuell federführenden NDR, ergänzt: "Millionen von Menschen vertrauen täglich der Marke tagesschau - im Fernsehen, im Netz und in Social Media. Sie steht wie keine andere für geprüfte und verlässliche Informationen. In Zeiten der digitalen Mediennutzung steigt die Bedeutung von Bewegtbild bei der Vermittlung von journalistischen Inhalten. Mit der Stärkung von tagesschau24 durch das Bündeln von vorhandenen Ressourcen am Informationsstandort Hamburg und in der ganzen ARD werden wir die Menschen linear und digital noch umfassender informieren."

Spannend dürfte nun vor allem die Art und Weise der Umsetzung werden, in jedem Fall droht damit den beiden privaten Nachrichtensendern Welt und ntv eine neue Konkurrenz. Dort wird man das neue tagesschau24 sicherlich nicht mit Jubelstürmen begrüßen. Sie selbst würde das bedauern, sagt Patricia Schlesinger am Donnerstag in einem Interview, das im "Tagesspiegel" erschienen ist. Darin erklärt die ARD-Vorsitzende auch, glücklich über die RTL-Infooffensive mit "RTL Direkt" gewesen zu sein. "Mehr Nachrichten für mehr Menschen, so muss es sein. [...] Es gibt keinen Grund für einen Senderkrieg, wir machen ja keinen neuen Kanal auf, sondern einen schon bestehenden besser. Auch die Verleger können beruhigt sein. Wir werden die textbasierten Angebote nicht über das vereinbarte Maß hinaus erweitern", schiebt Schlesinger hinterher. 

Finanzierung: ARD will nicht mehr Geld

Einen genauen Startzeitpunkt für das neue tagesschau24 gibt es nicht, schon jetzt würden mehr Ressourcen in den Sender fließen, sagt Schlesinger im "Tagesspiegel". Die ARD-Vorsitzende: "Wir gehen das mit den ARD-Häusern Schritt für Schritt an. In einem Jahr – so haben wir es verabredet – wird evaluiert, ob wir es gut gemacht haben, ob etwas fehlt oder ob wir etwas anderes tun müssen." Gute und klare Nachrichten würden zu den Kernaufgaben der ARD gehören, sagt Schlesinger. "An der Stelle können wir noch deutlich besser werden." Es ist auch ein Stück weit Selbstkritik und die Botschaft: Wir haben verstanden. 

Spannend außerdem, dass die Entscheidung von der ARD selbst kommt und nicht etwa von der Politik, die einen solchen Sender mit großer Ausstattung auch hätte beauftragen können. Derzeit arbeitet die Politik ja ohnehin an einer Neudefinition des Auftrags von ARD und ZDF, da geht es aber eher um andere Bereiche. "Manche Dinge muss man auch entscheiden, weil sie richtig sind", sagt Schlesinger, die betont, für die Neuaufstellung von tagesschau24 nicht mehr Geld zu wollen. Und dann ist da ja auch noch Phoenix, der Doku- und Ereigniskanal, den die ARD zusammen mit dem ZDF unterhält. Dieser soll das "komplementäre Angebot und die Heimat für planbare Aktualität mit dem Fokus der Live-Verbreitung von politischen Ereignissen" bleiben, heißt es von der ARD.