Seit die konservative Partei in Großbritannien an der Macht ist, musste die BBC schon etliche Nackenschläge hinnehmen - und nun steht die öffentlich-rechtliche britische Rundfunkanstalt mehr denn je vor einer ungewissen Zukunft: Kultur-Ministerin Nadine Dorries hat am Wochenende bestätigt, dass die britische Rundfunkgebühr im Jahr 2027 auslaufen soll. So lange läuft der aktuelle Vertrag noch, doch auch während dieser Zeit drohen der BBC weitere Spar-Runden. So entschied die Regierung auch, dass es in den kommenden beiden Jahren keinen Inflationsausgleich geben werde, die Gebühr somit in Höhe von 159 britischen Pfund pro Jahr eingefroren wird.
Dorries lässt sich mit den Worten zitieren: "Diese Ankündigung der Rundfunkgebühren wird die letzte sein. Die Zeiten, in denen älteren Menschen mit Gefängnisstrafen gedroht wurde und Gerichtsvollzieher an die Türen klopften, sind vorbei. Jetzt ist es an der Zeit, neue Wege der Finanzierung, der Unterstützung und des Verkaufs großartiger britischer Inhalte zu erörtern und zu diskutieren."
Dass die geplante Abschaffung nun angekündigt wurde, kommt wohl nicht von ungefähr: Der britische Premierminister Boris Johnson, zu dessen engsten Vertrauten Dorries gehört, steht derzeit unter gewaltigem Druck. Neben den immer deutlicher sichtbaren Brexit-Folgen muss er sich für immer neue Enthüllungen rund um Partys während eines von seiner Regierung verhängten Corona-Lockdowns rechtfertigen. Die BBC, die schon in den letzten Jahren immer wieder für populistische Maßnahmen herhalten musste, erscheint da als leichtes Opfer. Von der britischen Opposition hagelte es dementsprechend angesichts der Ankündigung auch reichlich Kritik.
Wie es mit der BBC nach 2027 weiter gehen wird, erscheint unterdessen völlig offen - sollte die Rundfunkgebühr, die dem Sender zunächst weiter 3,2 Milliarden Pfund jährliche Einnahmen bringen, dann tatsächlich entfallen, scheint ein "Weiter so" aber kaum denkbar. Öffentlich diskutiert werden nun in britischen Medien verschiedene Varianten. Die "bequemste" wäre wohl eine Art Haushaltsgebühr, die nicht mehr an den TV-Empfang gebunden ist - ähnlich wie beim deutschen Rundfunkbeitrag. Möglich wäre auch eine Teil-Privatisierung inklusive Teil-Finanzierung durch Werbung, eine Umstellung auf ein Abo-Modell - was allerdings die Breite des Angebots, das weit übers Fernsehen hinaus geht, kaum mehr möglich macht, oder eine direkte Finanzierung aus dem Staatshaushalt. Das wiederum würde die BBC abhängig von der Gunst der jeweiligen Regierung machen - die Rolle als Kontrolle der Regierung könnte sie damit kaum mehr sinnvoll ausüben.