Eigentlich, so lässt es Jörg Pilawa anklingen, wollte er doch nur ein neues Format in Sat.1 unterbringen. Dass er nun selbst zu dem Privatsender zurückwechselt, war offenbar gar nicht der Plan. Doch jetzt ist es tatsächlich offiziell: Schon im Frühjahr wird der 56-Jährige nach mehr als 20 Jahren erstmals wieder für Sat.1 moderieren - für jenen Sender also, bei dem er in der Vergangenheit schon für diverse Shows, in ganz frühen Jahren aber auch sogar schon für die Nachrichten vor der Kamera stand. Und auch wenn er und Senderchef Daniel Rosemann bei einer Online-Pressekonferenz am Montag unisono betonten, dass die Bandbreite der kommenden Pilawa-Formate möglichst groß sein wird, will die Ankündigung nicht so recht überraschen, dass seine erste Sat.1-Sendung im Jahr 2022 ein Quiz sein wird.
"Quiz für Dich" nennt sich die Show, bei der es sich um die erste Show-Umsetzung aus dem exklusiven Vertrag zwischen Talpa Concepts und der Seven.One Entertainment Group handelt. In den Niederlanden wird das Format mit einigem Erfolg von Linda de Mol präsentiert. Das Konzept: Zwei Promi-Duos spielen im Studio für einen Menschen, der von seinem Geldgewinn noch nichts ahnt, diesen aber deshalb verdient hat, weil er beruflich oder privat Außergewöhnliches leistet. Während die Stars im Studio die Gewinnsumme gemeinsam in die Höhe treiben, sitzt die auserwählte Person entspannt bei einem Freund oder einer Freundin - ehe Jörg Pilawa auf dem Bildschirm erscheint und die frohe Botschaft vom Geldsegen unterbreitet.
Sicher ist bereits, dass er 2024 die Geburtstagsshow "40 Jahre Sat.1" moderieren wird - wohl auch in der Hoffnung, dass bis dahin einige neue Erfolge hinzukommen werden. Tatsächlich zeigten die Quoten des Privatsenders in den vergangenen Monaten leicht nach oben, das vierte Quartal 2021 war für Sat.1 dank beliebter Formate wie "The Taste", "Hochzeit auf den ersten Blick" oder "Geh aufs Ganze" das erfolgreichste Quartal des gesamten Jahres.
"Einen kleinen Tritt geben"
Und nun soll also Jörg Pilawa für weiteren Aufwind sorgen. Dessen Verpflichtung ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Sat.1 zwar "viele starke Köpfe" hat, wie es Daniel Rosemann betont, aber keine ganz großen Star-Moderatoren. Dass Pilawa selbst noch einmal seiner "Komfortzone" herauskommen wollte, passte da offensichtlich gut zusammen. "Ich war bei der ARD sehr gut, sehr liebevoll eingebettet mit viel Programm", erklärte Pilawa am Montag, "aber ich hatte das Gefühl, ich muss selbst mal wieder anfangen zu ruckeln und mir selber wieder einen kleinen Tritt geben."
Zugleich betonte Pilawa, dass es mit der ARD "keine Zerwürfnisse und keine bösen Worte" gebe. "Es war einfach nur der Wunsch von mir, irgendetwas Neues ab 2022 zu machen." Er habe "wieder richtig Lust, unterschiedlichstes Programm zu machen", sagte der sichtlich entspannte Moderator auf der Online-Pressekonferenz. "Die intensiven und inspirierenden Gespräche mit Senderchef Daniel Rosemann haben mich überzeugt und zugleich meine Lust geweckt, mich nach so langer Zeit mal wieder auf eine neue Herausforderung einzulassen." Rosemann selbst weiß, dass Pilawa mit der Rückkehr durchaus ein Risiko eingeht. "Du könntest es echt viel gemütlicher haben", attestierte er seinem Neuzugang am Montag.
Mit der prominenten Verpflichtung geht Sat.1 unter seinem neuen Senderchef derweil also den nächsten Schritt, nachdem zuletzt bereits Birgit Schrowange für mehrere Formate verpflichtet wurde (DWDL.de berichtete). "Ich möchte, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer Sat.1 an den Menschen erkennen, die Gastgeber sind", sagte Daniel Rosemann und hat seinem Sender auf die Fahnen geschrieben, mit Blick auf Programm und Köpfe noch fleißiger werden zu wollen. Helfen soll dabei auch ein klares Programmschema. "Jeden Tag eine feste Verabredung", verspricht er, doch einfach nur alte Formate neu aufzulegen, ist offensichtlich nicht sein Plan. "Nicht alles, was Retro ist, ist Kult", so Rosemann. Anders als in seinen Anfangsjahren wird Jörg Pilawa künftig wohl also eher nicht die Sat.1-Nachrichten moderieren.