Das ZDF hat im Jahr 2021 die Position als der Sender mit dem geringsten Wiederholungsanteil in seinem Abendprogramm zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht vom Ersten zurückerobert. Um gleich sechs Prozentpunkte stieg der "Frische-Anteil" (also der Anteil an Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren in der Zeit zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht) auf nun 84 Prozent an. Im vergangenen Jahr war noch Das Erste knapp vorne. Hier stieg der Frische-Anteil zwar ebenfalls an, allerdings nur um zwei Prozentpunkte auf 81 Prozent. Generell lässt sich über beide Sender damit weiter sagen: Mehr als vier Fünftel des Primetime-Programms kommt nicht aus der Konserve - ein ziemlich guter Wert, zumal es ja Corona-bedingt auch im Jahr 2021 weiterhin besonders zu Jahresbeginn so manches Problem in der Produktion gab.
Auf einen ähnlich hohen Frische-Anteil kommt unter den Privaten nur RTL. Der Kölner Sender profitierte dabei vor allem davon, dass man in diesem Jahr zahlreiche Doku-Specials ins Programm nahm, zudem finden sich auch immer häufiger Produktionen im Programm, die eigentlich für RTL+ (bzw. früher TVNow) produziert worden waren. Bei der Free-TV-Ausstrahlung laufen die dann häufig allerdings auch nur mäßig - auch das ist - zusätzlich zu prominenten Fehlschlägen wie dem "Supertalent"-Relaunch - ein Grund dafür, dass der sehr hohe Frische-Anteil von in diesem Jahr nun 79 Prozent sich nicht in steigenden Marktanteilen niederschlug.
Während RTL mit +7 Prozentpunkten seinen Frische-Anteil am stärksten steigern konnte, war Schwestersender Vox zugleich auch der Sender mit dem deutlichsten Rückgang des Frische-Anteils. Mit einem Minus von vier Prozentpunkten fiel der nicht dramatisch aus, allerdings hatte Vox auch im letzten Jahr schon am stärksten an Erstausstrahlungen gespart - und ein Rückgang um 8 Prozentpunkte binnen zwei Jahren ist dann durchaus schon bemerkenswert.
Hatte Vox vor zwei Jahren noch auf Augenhöhe mit ProSieben und Sat.1 gelegen, so spielen die beiden Sender inzwischen eine Klasse höher. Bei beiden Sendern änderte sich im Jahresvergleich nicht allzu viel, dank eines deutlich stärkeren Endspurts als im letzten Jahr steigerte sich ProSieben aber knapp über die 50-Prozent-Marke, Sat.1 legte minimal auf 55 Prozent Frische-Anteil zu. RTLzwei konnte seinen Frische-Anteil wieder etwas steigern und reduzierte den Wiederholungs-Anteil immerhin auf zwei Drittel - hier schlägt sich nieder, dass man diesmal zwei Staffeln "Love Island" produzierte. Dank der fast täglichen Ausstrahlung stechen Monate mit diesem Format immer besonders heraus, wie ein Blick auf die Jahresverlaufskurve gut zeigt. Beim Schlusslicht Kabel Eins ging der Frische-Anteil sogar noch leicht zurück: Mehr als drei Viertel der Primetime wurden hier in diesem Jahr mit alten Filmen und Serien gefüllt.
FIX-Punkte Dezember 2021 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum Dezember 2020 |
Jahresschnitt '21 (vs 01-12/20) |
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ZDF | 95 von 100 | +4 | +5 | 84 (+6) |
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RTL | 87 von 100 | -2 | +13 | 79 (+7) |
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Das Erste | 83 von 100 | -6 | -7 | 81 (+2) |
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ProSieben | 59 von 100 | -11 | +28 | 51 (+2) |
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Sat.1 | 55 von 100 | -8 | +14 | 55 (+1) |
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VOX | 41 von 100 | -26 | +7 | 40 (-3) |
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RTLzwei | 20 von 100 | -18 | -10 | 33 (+4) |
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kabel eins | 13 von 100 | -16 | -6 | 24 (-1) |
Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.