Der staatlich finanzierte Auslandssender Deutsche Welle hat am Sonntag angekündigt, die Kooperation mit dem jordanischen Sender Roya TV auszusetzen. Anlass war, dass nun aufgefallen ist, dass der Sender über seine Kanäle in den sozialen Netzwerken antiisraelische und antisemitische Kommentaren und Karikaturen verbreitet hat. Die DW distanzierte sich nun "mit Nachdruck" von diesen Veröffentlichungen.
Zugleich äußerte der Sender sein Bedauern, dass man ursprünglich zur Einschätzung gelangt sei, der Sender sei nicht isrealfeindlich. Als Partner ausgewählt hatte man den Sender, weil er in seinem Programm unter anderem die Förderung der Medienkompetenz junger Menschen, die Gleichstellung von Frauen und die Rechte von Minderheiten in Jordanien thematisiere und stärke, heißt es in einer Mitteilung der DW.
Guido Baumhauer, Managing Director Distribution, Marketing and Technology der DW: "Wir entschuldigen uns dafür, dass uns diese widerlichen Bilder nicht aufgefallen sind. Nach den fraglichen Veröffentlichungen durch Roya TV müssen wir die Kooperation neu bewerten. Einige auf den Social-Media-Kanälen des Senders verbreitete Inhalte sind definitiv nicht mit den Werten der DW vereinbar. Wir werden jetzt intern unsere Auswahl von Partnern noch kritischer überprüfen, gerade auch im Hinblick auf Antisemitismus und Rassismus."
Generell verteidigte die DW in der Mitteilung aber ihre Strategie der Partnerschaften mit lokalen Sendern "gerade auch in Ländern mit eingeschränkter Meinungsfreiheit und regionalen Konflikten". "Auch wenn weltweit nicht alle Medienanbieter die deutsch-europäischen Werte und damit die der DW teilen, ist es wichtig, dass die DW mit ihren Inhalten dazu beiträgt, andere Sichtweisen bekannt zu machen", heißt es darin. Die Partnersender übernehmen journalistische Inhalte der DW, wobei sie diese nicht verändern dürften. Gerade wenn Partnersender in einem "stark polarisierten Meinungsklima tätig" seien, könne die DW durch die Zulieferung von Inhalten und Koproduktionen "langfristig zu einer diversen und objektiven Berichterstattung beitragen".
Die Deutsche Welle steht momentan ohnehin in der Kritik, weil sich mehrere Mitarbeitende der Arabisch-Redaktion sowie freie Mitarbeitende der DW im Ausland in der Vergangenheit in sozialen Netzwerken antisemitisch geäußert haben. An die Öffentlichkeit gebracht hatte die Vorwürfe die "Süddeutsche Zeitung" unter dem Titel "Ein Sender schaut weg". Inzwischen hat die DW die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sowie den Psychologe Ahmad Mansour mit der Aufklärung der Vorwürfe betraut und die Beschuldigten für den Zeitraum der Untersuchung freigestellt.