Bereits vor einigen Wochen hat eine Studie über Vielfalt im Fernsehen ergeben, dass es um die Diversität in vielen Bereichen nicht besonders gut bestellt ist (DWDL.de berichtete). Die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) haben nun speziell die Nachrichtensendungen von ARD ("Tagesthemen"), ZDF ("heute journal") und RTL ("RTL Aktuell") auf ihre Vielfalt untersucht - und auch hier sprechen die Ergebnisse eine eindeutige Sprache.
Aus der Untersuchung geht hervor, dass migrantisch wahrgenommene Menschen noch immer stark unterrepräsentiert sind. Menschen mit Behinderung sind fast gar nicht zu erkennen und Frauen bekleiden selten Expertinnenrollen. Die Ergebnisse im Detail: Zehn Prozent der Menschen, die etwas zu Deutschland sagen, sind migrantisch wahrgenommene Personen. Vor allem bei innenpolitischen Themen (7 Prozent) sowie als Expertinnen und Experten (9 Prozent) kommen sie nur am Rande zu Wort. Bei Themen wie Arbeitsmarkt und Bildung sprechen gar keine migrantisch wahrgenommenen Expertinnen und Experten.
Außerdem zeigt die Untersuchung, die den Zeitraum zwischen dem 1. August und dem 30. September umfasst: Auf eine Frau kommen in den Nachrichten durchschnittlich zwei Männer, der Frauenanteil liegt bei knapp 35 Prozent. Der Anteil der Frauen, die als Expertinnen zu Wort kommen, liegt sogar nur bei 21 Prozent. Darüber hinaus sind Menschen mit Behinderung kaum wahrnehmbar. Nur bei 0,7 Prozent aller auftretenden Menschen (30 Personen unter 4.175 Auftritten) war eine Behinderung erkennbar - und das wohl auch nur, weil im Beobachtungszeitraum die Paralympics stattgefunden haben.
Die NdM-Vorsitzende Ferda Ataman sagt: "Laut Rundfunkstaatsvertrag haben Sender einen Bildungs- und Informationsauftrag und sind verpflichtet, diverse Perspektiven abzubilden. Außerdem müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen und Privaten fragen: Wer ist mein Publikum? Zum Beispiel stammen 40 Prozent aller Kinder und Jugendlichen heute aus Einwandererfamilien. Wollen Medien Schritt halten mit der Gesellschaft, dürfen sie nicht länger arbeiten wie in den 80er Jahren."
Und Judyta Smykowski vom Projekt Leidmedien.de ergänzt: "Menschen mit einer sichtbaren Behinderung kommen im Untersuchungszeitraum nur vor, weil die Paralympics stattgefunden haben. Das ist inakzeptabel. Redaktionen müssen verinnerlichen, dass behinderte Menschen Bürger*innen dieses Landes sind und dass man sie auch bei allen Themen befragen sollte. Außerdem wurde vor der Bundestagswahl wieder die Chance verpasst, die Inklusionspolitik kritisch in den Blick zu nehmen."
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