Der Axel-Springer-Konzern will neue Regeln einführen – und zieht damit Konsequenzen aus den Vorfällen rund um den entlassenen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt. Wie Konzernchef Mathias Döpfner nun der "Financial Times" sagte, müsse man sich auf dem Weg zu einem globalen Konzern bewusst sein, dass auf dem US-Markt striktere Regeln am Arbeitsplatz üblich seien.
Entsprechend soll es nun zur Verpflichtung werden, dass sexuelle Beziehungen von Führungskräften mit Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern offengelegt werden. Künftig solle ein Regelwerk gelten, das auf angelsächsischen Standards beruhe. Ein generelles Verbot solcher Beziehungen soll es aber nicht geben.
In den USA ist Axel Springer vor allem nach dem Kauf von "Politico" präsent. Auch die News-Webseite "Protocol" hat man kürzlich vollständig übernommen. Mehr als 500 Journalistinnen und Journalisten arbeiten derzeit für "Politico" und "Protocol". Für negative Schlagzeilen sorgte der Axel Springer Konzern in den vergangenen Wochen bekanntlich des Öfteren. Döpfner etwa stand zuletzt in der Kritik, weil er in WhatsApp-Nachrichten von einem neuen "DDR-Obrigkeitsstaat" in Deutschland sprach. Nun hat sich Döpfner ausführlich in der "FAZ" (Mittwochsausgabe) geäußert. "Ich fürchte, wer nicht über übermenschliche Kräfte verfügt, sagt da manchmal Dinge, die man besser nicht gesagt hätte, Dinge, die man wörtlich genommen so nicht meint, möglicherweise sogar Beleidigendes. Ich bin ein emotionaler Mensch und gestehe, mir unterläuft das in privaten Unterhaltungen." Seine Situation soll Ende November im Bundesverband Zeitungsverleger und Digitalpublisher besprochen werden. Döpfner: "Ich erfahre zurzeit Kritik, aber auch viel Unterstützung von Mitgliedern und Landesverbänden. Als Präsident habe ich Wert darauf gelegt, dass das Thema auf der nächsten Sitzung besprochen wird. Dann werden wir sehen." Sollte eine Mehrheit finden, dass er durch eine "sehr unglückliche Formulierung in einem privaten Meinungsaustausch zur Belastung für den Verband geworden" sei, werde er das selbstverständlich akzeptieren.
Was die Arbeit von Reichelt-Nachfolger Johannes Boie angeht, hat Döpfner klare Vorstellungen, wie der "FAZ" sagte. Etwa Exzellenz mit den Stilmitteln des Boulevards auf journalistischem Gebiet. "Auf dem Gebiet des Führungsstils sehr teamorientiertes, emphatisches, respektvolles, natürlich die Geschwindigkeit des Boulevardgeschäfts berücksichtigendes Arbeiten im Team mit Alexandra Würzbach und Claus Strunz auf Augenhöhe und an der Sache orientiert." In den ersten Tagen habe der neue "Bild"-Chef dem Empfinden von Döpfner nach zumindest schon genau den richtigen Ton getroffen.