Eigentlich sollte am Freitag entschieden werden, wer die Nachfolge des scheidenden HR-Intendanten Manfred Krupp antritt, eine einfache Mehrheit im 32-köpfigen Rundfunkrat reicht dafür aus. Doch auch nach drei Wahlgängen gab es die weder für Stephanie Weber noch für Florian Hager. 16:16 lautete das Abstimmungsergebnis nach allen drei durchgeführten Wahlgängen. Nachdem sich also an den Mehrheitsverhältnissen absolut nichts bewegte, entschied man sich schließlich für eine Vertagung der Wahl, die nun am 3. Dezember erneut durchgeführt werden soll.
Der Rundfunkratsvorsitzende Rolf Müller erklärte: "Der Patt unterstreicht, dass sich heute zwei herausragende Kandidaten präsentiert haben. Leider konnte kein Ergebnis erzielt werden." Welche Programme Stephanie Weber und Florian Hager vorgestellt hatten und wie sie die Mitglieder des Rundfunkrats überzeugen wollten, bleibt unterdessen unklar, weil der HR die Wahl in einer nicht-öffentlichen Sitzung durchführte.
Stephanie Weber - die heute zumindest einen Grund zum Feiern hat, weil sie 50 Jahre alt wird - war mehr als 20 Jahre lang für den Saarländischen Rundfunk tätig, zuletzt als Verwaltungs- und Betriebsdirektorin, bis sie 2021 als Betriebsdirektorin zum HR wechselte. Florian Hager wiederum arbeitete zunächst bei Arte, wurde 2015 Gründungsgeschäftsführer des Jugendangebots funk und stieg im vergangenen Jahr zum stellvertretenden ARD-Programmdirektor auf und verantwortet die ARD-Mediathek als Channel-Manager. Vor diesem Hintergrund sind nach den Worten des Rundfunkratsvorsitzenden auch deren Bewerbungen zu sehen - Weber habe den Fokus in ihrer Präsentation stärker auf finanzielle Aspekte gelegt, während Hager stärker auf Fragen der Digitalisierung und programmlicher Herausforderungen eingegangen sei.
In den kommenden Tagen müssen sich nun Florian Hager und Stephanie Weber überlegen, ob sie auch beim nächsten Wahlgang Anfang Dezember erneut antreten wollen oder ob sie ihre Kandidatur zurückziehen. Der Rundfunkratsvorsitzende - der nach eigenen Worten von dem Unentschieden nicht überrascht wurde - rechnet damit, dass Entscheidungen hier schon bis Anfang kommender Woche fallen. Die Findungskommission werde dann die Lage diskutieren und einen neuen Lösungsvorschlag machen. Möglich ist auch, dass noch eine ganz andere Kandidatin oder ein ganz anderer Kandidat durch ein Mitglied des Rundfunkrats als Kompromissvorschlag ins Rennen geschickt wird. Im Vorfeld der Wahl wurde beispielsweise auch die Filmemacherin Ina Knobloch ins Spiel gebracht. In den nächsten Tagen dürften hinter den Kulissen jedenfalls viele Gespräche geführt werden, auch wenn am Freitagnachmittag die meisten Rundfunkratsmitglieder ziemlich rasch von dannen zogen.