In Belarus sind die Online-Angebote der Deutschen Welle in allen 32 Sendesprachen nicht mehr abrufbar. Nach Angaben des Senders hätten die dortigen Behörden bestätigt, den Online-Zugang zu einer Reihe von Nachrichten-Portalen eingeschränkt zu haben, darunter die DW. Als Begründung wurde demnach angegeben, dass die DW auf ihren Webseiten Hyperlinks zu Materialien verbreite, die auf der Grundlage entsprechender gerichtlicher Beschlüsse als extremistisch eingestuft würden: "Der Artikel 38 des Mediengesetzes sieht dabei unter anderem ein direktes Verbot der Verbreitung von Hyperlinks zu derartigen Materialien vor", sagte der stellvertretende Informationsminister Andrej Kunzewitsch.
DW-Intendant Peter Limbourg sieht in der Sperrung der journalistischen Angebote der DW und anderer Medien durch die Regierung in Belarus einen Akt der Verzweiflung. "Der Vorwurf gegen die DW ist absolut lächerlich", sagte Limbourg. Präsident Alexander Lukaschenko habe gezeigt, "dass er im Kampf gegen seine eigene Bevölkerung vor nichts zurückschreckt, um seine Macht zu erhalten", so der Intendant weiter. "Die starke Nutzung unabhängiger Medienangebote zeigt deutlich, dass die Menschen in Belarus den vom Staat gelenkten Medien nicht mehr vertrauen. Wir protestieren gegen die Sperrung unserer Angebote, weil die Menschen dort ein Anrecht auf objektive Informationen über die Situation in ihrem Land haben."
Scharfe Kritik kam vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV), der den Lukaschenko aufforderte, alle Beschränkungen gegen die Deutsche Welle und andere journalistische Auslandsmedien aufzuheben. Der von der Minsker Regierung geäußerte Extremismusvorwurf sei absurd, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. "Die Deutsche Welle verbreitet kritischen und unabhängigen Journalismus. Wer darin Extremismus sieht, hat scheinbar große Angst vor der Wahrheit." Die Europäische Union und Deutschland dürften nicht nachlassen, Lukaschenko mit Druck und Sanktionen zur Einhaltung der Menschenrechte zu bringen.
Die DW hatte ihre Angebote für Belarus im Frühjahr erheblich ausgeweitet. Der deutsche Auslandssender will damit nach eigenen Angaben "den zivilgesellschaftlichen Aufbruch in Belarus medial begleiten".