Der Hessische Rundfunk bekommt im kommenden Jahr eine neue Führung. Wer die Nachfolge des scheidenden Intendanten Manfred Krupp antreten wird, entscheidet sich allerdings schon an diesem Freitag, wenn der HR-Rundfunkrat ab 14 Uhr zu seiner Sitzung zusammenkommt. Dass diese nicht öffentlich ist, ist äußerst bedauerlich, immerhin war in den vergangenen Wochen nicht viel mehr bekannt geworden als die Namen jener zwei Personen, die wohl die besten Chancen auf den Posten an der Spitze der öffentlich-rechtlichen Anstalt haben.
Alles deutet auf ein Duell zwischen Stephanie Weber und Florian Hager hin. Weber, 49 Jahre alt, war mehr als 20 Jahre lang für den Saarländischen Rundfunk tätig, zuletzt als Verwaltungs- und Betriebsdirektorin, bis sie 2021 als Betriebsdirektorin zum HR wechselte. Hager wiederum kennt die Öffentlich-Rechtlichen ebenfalls bestens: Er arbeitete bei Arte und wurde 2015 Gründungsgeschäftsführer des Jugendangebots funk, ehe er im vergangenen Jahr zum stellvertretenden ARD-Programmdirektor aufstieg.
Sollte Hager mit seinen 45 Jahren Intendant werden, käme das einem kometenhaften Aufstieg im ARD-Kosmos gleich. Seine Qualitäten sind unbestritten, doch es stellt sich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt, schließlich hatte man zuletzt nicht den Eindruck, als sei seine Arbeit in der Münchner Programmdirektion bereits beendet. Als Channel Manager ist er für die ARD-Mediathek verantwortlich, die in den Zukunftsplanungen des Senderverbunds eine zentrale Rolle einnimmt. Vieles wird neu geplant und umgeschichtet - und ausgerechnet jetzt soll der Baumeister in eine Position wechseln, die ihn von der täglichen Programmarbeit entfernt?
Dass die Sitzung des Rundfunkrats nicht öffentlich ist, ist indes bedauerlich, immerhin halten sich Weber und Hager nach außen hin bislang gleichermaßen bedeckt, wie sie den HR eigentlich verändern wollen, sollten sie das Ruder übernehmen. Anders als das ZDF, das vor einigen Monaten die gesamte Intendantenwahl live im Netz streamte, lässt der HR-Rundfunkrat derartige Transparenz völlig vermissen. Selbst nach der Wahl ist nach aktuellem Stand der Dinge kaum Zeit für öffentliche Statements, weil das Gremium seine Sitzung dafür nur für eine halbe Stunde unterbrechen will.

Knoblochs Problem: Sie wurde, anders als Weber und Hager, von den Mitgliedern des Rundfunkrats nicht vorgeschlagen - was sich jedoch kurzfristig noch ändern kann. Im Laufe des Nachmittags wird die Entscheidung fallen. 32 Männer und Frauen aus Politik und Gesellschaft haben die Qual der Wahl, mit welcher Person an der Spitze der Hessische Rundfunk in die Zukunft gehen soll. Es genügt die einfache Mehrheit.
Mehr zum Thema