Mathias Döpfner hat sich erneut in einem Video an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Axel Springer gewandt und darin über die aktuellen Vorfälle im Verlag gesprochen. In dem Video, über das "Medieninsider" (€) berichtet und im Wortlaut veröffentlicht hat, schlägt der Springer-CEO einen ganz anderen Ton an als noch in einem ersten Video Mitte der Woche. Es tue ihm leid, was in den letzten Monaten vorgefallen sei, so Döpfner. "Ich bedauere zutiefst, was ihr alle erleben müsst – zuallererst und in besonderer Form die direkt Betroffenen des Fehlverhaltens ihres ehemaligen Chefredakteurs."
Nach einem Compliance-Verfahren und einer vorübergehenden Freistellung im Frühjahr holte Döpfner "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt wieder an Bord. Anfang der Woche trennte man sich von ihm, nachdem das Investigativ-Team von Ippen herausgefunden hatte, dass Reichelt auch nach dem Verfahren noch eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin führte. "Aus heutiger Sicht mit all dem, was wir heute wissen und was heute zweifelsfrei feststeht, hätten wir uns schon vor einem halben Jahr von Julian Reichelt trennen müssen", sagt Döpfner nun. "Er hat uns belogen und wir haben uns belügen lassen." Das werfe er auch sich selbst vor.
Man habe zwar nach dem Abschluss des Compliance-Verfahrens gehandelt, das sei aus heutiger Sicht aber "unzureichend" gewesen, räumt der Springer-Chef ein. Döpfner bedankt sich in seiner neuen Video-Ansprache an "bei all denen, die mit ihren Hinweisen zur Aufklärung beigetragen haben". Vor wenigen Tagen klang das noch ganz anders. Als man den Rauswurf von Julian Reichelt kommunizierte, teilte man auch mit, rechtliche Schritte einleiten zu wollen. Und das gegen die Personen, die "die Compliance-Untersuchung vom Frühjahr mit rechtswidrigen Mitteln zu beeinflussen und zu instrumentalisieren, offenbar mit dem Ziel, Julian Reichelt aus dem Amt zu entfernen und 'Bild' sowie Axel Springer zu schädigen". In seinem ersten Video am Mittwoch sprach Döpfner von "Männern, die erkennbar das Vorgehen organisiert" hätten.
Es machte den Eindruck, dass Döpfner nicht das Fehlverhalten von Führungskräften im eigenen Haus für problematisch hält, sondern die Tatsache, dass es öffentlich geworden ist. Heute die Kehrtwende: "Whistleblower sind für die Aufklärung von Fehlverhalten unverzichtbar", wird der Springer-Chef bei "Medieninsider" zitiert. In dem Video spricht Döpfner auch noch einmal über seinen fragwürdigen DDR-Vergleich. Der, und die Aussage, viele Journalisten seien zu Propaganda-Assistenten geworden, sei "reine, schärfste Ironie" gewesen. Er sei froh, in einem "kraftvollen Rechtsstaat" zu leben. Dennoch liebe er es, öffentlich etwas und im Privaten manchmal "sehr zuzuspitzen", so Döpfner. Er habe durch seine Aussagen keine Kolleginnen oder Kollegen kritisieren wollen.