Springer-CEO Mathias Döpfner zieht offenbar keine weiteren Konsequenzen aus dem Bekanntwerden einer SMS, in dem er Deutschland mit der DDR verglich und auch erklärte, viele Journalisten seien zu "Propaganda Assistenten" geworden. In einer Videobotschaft an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns sagt Döpfner, die Sätze seien aus dem Zusammenhang gerissen und als seine Meinung präsentiert worden. "Eine private SMS ist kein Tweet, ist kein Post, ist keine öffentliche Rede", so Döpfner.
Der Springer-CEO spricht von einer "Grenzüberschreitung". Damit meint er aber nicht seine eigenen Aussagen, zu denen er sich inhaltlich nicht weiter äußert, sondern die Tatsache, dass hier seine private Aussage wie ein Zitat behandelt worden sei. "Wenn man in einer privaten Unterhaltung aus dem Zusammenhang gerissen etwas zitiert, unterschlägt man Polemik, Ironie, Übertreibung. Das alles kann es in einer privaten Unterhaltung geben. Und zumindest mir geht es so, dass ich manches Übertriebene und Unsinnige in einer privaten Unterhaltung sage oder schreibe."
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Auch zu dem Fall des geschassten "Bild"-Chefredakteurs Julian Reichelt äußert sich Döpfner noch einmal und stellt klar, dass es niemals um sexuelle Belästigung gegangen sei, sondern um einvernehmliche Beziehungen. So habe es vier angebliche Beziehungen gegeben, bei denen die Frauen berufliche Vorteile erhalten haben sollen. Döpfner spricht von "Männern, die erkennbar das Vorgehen organisiert" hätten. Diese Männer wollten nach Angaben des Springer-Chefs Reichelt weg haben. "Dabei wurde ein sehr drohender, teilweise fast erpresserischer Ton angeschlagen". Daraufhin habe man eine externe Agentur eingeschaltet, die die Vorwürfe untersucht habe.
"Und zumindest mir geht es so, dass ich manches Übertriebene und Unsinnige in einer privaten Unterhaltung sage oder schreibe."
Springer-CEO Mathias Döpfner
Den jüngst in der "New York Times" erschienenen Bericht bezeichnet Mathias Döpfner als "sehr einseitig". Interessant auch: Döpfner bestätigt, dass die Recherchen des Investigativ-Teams von Ippen letztlich dazu führten, dass Reichelt gefeuert wurde. Erst dadurch habe man erfahren, dass Reichelt auch nach dem Abschluss des Compliance-Verfahrens eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin gehabt habe. Der "Bild"-Chef habe das zunächst abgestritten, später aber eingeräumt, als weitere Zeugen eben diese Beziehung bestätigten. "Damit war klar, er hat aus den Fällen damals nichts gelernt und er hat uns nicht die Wahrheit gesagt", so Döpfner, der daraufhin Johannes Boie zum neuen starken Mann bei "Bild" machte.
"Hierfür bitte ich um Entschuldigung"
Unterdessen hat sich Markus Knall, Chefredakteur von Ippen Digital, bei den Betroffenen entschuldigt. Viele Frauen hätten sich an die Redaktion gewandt und seien so mutig gewesen, ihre Geschichten zu erzählen. "Wir haben zugesagt, unter Wahrung der Anonymität, über ihre persönlichen Schicksale zu berichten. Dieses Versprechen konnten wir nicht einlösen. Das bedauere ich zutiefst. Weil wir den ursprünglich zugesagten Beitrag kurzfristig nicht veröffentlicht haben, wurden wir dem Vertrauen, das in uns gesetzt wurde, nicht gerecht. Hierfür bitte ich die Betroffenen um Entschuldigung."
Das betroffene Investigativ-Team hat derweil der "Frankfurter Rundschau", die zum Ippen-Verlag gehört, ein Interview gegeben und darin auch über den Vertrauensverlust gesprochen, den es nun auf Seiten einiger Quellen gebe. "Manche waren extrem emotional. Die haben sich – nicht von mir persönlich, aber von dem Verlag – im Stich gelassen gefühlt und natürlich hat es dazu geführt, dass ich aktuell nicht mehr von allen Quellen den Rückhalt habe, in diesem Verlag zu veröffentlichen", sagt etwa Juliane Löffler, die Teil des Investigativ-Teams ist. Aktuell sei es unklar, welche Teile der Recherchen wann und wo erscheinen. Sie selbst recherchiere aber weiter. Zuletzt hatte der "Spiegel" einige Teile der Ippen-Recherchen veröffentlicht.