2018 wurde Ina Knobloch mit dem hessischen Filmpreis ausgezeichnet. Sie bekam die Auszeichnung für die Produktion "Die Akte Oppenheimer – Das dunkle Erbe antisemitischer Fake News" – auch abseits dieses Werkes arbeitet sie für ARD, ZDF, 3sat und arte. Zudem war die promovierte Biologin von der Findungskommission des Rundfunkrates des Hessischen Rundfunks als mögliche Kandidatin für die Nachfolge des scheidenden Intendanten Manfred Krupp angefragt worden. "Die Aufgabe, den HR zu reformieren und zukunftsfähig zu gestalten, wäre für mich eine Mission und Herzensangelegenheit, ein Dienst an der Gesellschaft", sagt Knobloch nun in einem Interview mit der "FAZ" (Dienstagsausgabe). In den vergangenen Jahren kühlte das Verhältnis zwischen HR und Knobloch ab, "Boulevardisierung und 'Inhouse'-Politik des Senders" hätten sie geschmerzt, gibt die Autorin zu.
Ein halbes Dutzend Bewerberinnen und Bewerber seien von der Findungskommission in der Tat angehört worden – Knobloch war nicht dabei, obwohl sie sich beworben hatte. Gründe sind ihr nicht bekannt. In dem ausführlichen "FAZ"-Interview erläuterte sie nun ihre Vorstellungen für die Zukunft des Hessischen Rundfunks und forderte eine Qualitätsoffensive und eine Öffnung des Senders nach außen für die kreativen Filmschaffenden aus Hessen, verknüpft mit Kooperationen mit Filmförderung, Universitäten oder Museen. "Ich habe eine ausführliche Programm-, Finanzierungs- und Zukunftsstrategie entwickelt, weil mich die Zukunft des Senders einfach umtreibt. Seit Monaten beschäftige ich mich mit den Details des Programms, den Inhalten, der Struktur und den Finanzen", sagt Knobloch in dem Interview und erklärt, zu befürchten, dass die verschuldete Anstalt möglicherweise mit einer anderen ARD-Anstalt fusioniert oder abgewickelt werden könnte.
Knobloch erklärte zur Finanzlage: "Die Pensionsrückstellungen sind ein riesiges Problem, das über Jahre offensichtlich ignoriert wurde und beim HR durch die konsequente 'Inhouse-Politik' besonders groß ist. Viele Probleme sind hausgemacht, aber nicht alle." Der HR habe zudem ein Problem mit dem Finanzausgleich innerhalb der ARD, das müsse intern gelöst werden. Sicherlich ist das eines der Themen, das der neue Intendant oder die neue Intendantin angehen muss.
"Sich im Sendegebiet auszukennen wie in seiner Westentasche, bestens vernetzt zu sein und die Seele der „hessischen Sturköpfe“ durchdrungen zu haben, würden für mich zu Grundvoraussetzungen für diese Position gehören." Ina Knobloch über die Anforderungen an den kommenden HR-Intendanten oder die kommende HR-Intendantin
Aktuell vorgeschlagen sind die HR-Betriebsdirektorin Stephanie Weber und den stellvertretenden ARD-Programmdirektor und der Channel Manager der ARD-Mediathek, Florian Hager. Theoretisch kann der Rundfunkrat bis Ende dieser Woche noch weitere Vorschläge tätigen, gewählt wird dann am 29. Oktober. Knobloch ist jedenfalls mit Hager und Weber nicht zufrieden. "Nur eine Kandidatin und ein Kandidat, niemand aus Hessen, niemand von außen und niemand, der oder die für Inhalte und journalistische Unabhängigkeit steht. Sich im Sendegebiet auszukennen wie in seiner Westentasche, bestens vernetzt zu sein und die Seele der 'hessischen Sturköpfe' durchdrungen zu haben, würden für mich zu Grundvoraussetzungen für diese Position gehören."
Inhaltlich sieht Knobloch die Zukunft des HR nicht im Digitalen, sondern in einer Steigerung der Relevanz. Sie würde gern "modern aufbereitete relevante Inhalte aus der Region" sehen, "die pars pro toto für ganz Deutschland stehen oder einzigartig in Deutschland sind". Die würden dann auch von der jungen Generation in der Mediathek gesucht und gefunden.