Kaum zwei Wochen liegt die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises zurück, da fand die Branche am Freitagabend schon wieder zusammen - wieder in Köln, diesmal beim Deutschen Comedypreis, der bereits zum 25. Mal verliehen wurde. Bei der Wahl der Gewinnerinnen und Gewinner hatte das Publikum erneut ein Wörtchen mitzureden, doch ganz ohne Eingreifen durch die Veranstalter ging der Abend dann doch nicht über die Bühne. Schon am Tag zuvor hatte das Cologne Comedy Festival zusammen mit Sat.1 und Netflix vor dem Hintergrund der Debatte um Luke Mockridge entschieden, dessen die Serie "ÜberWeihnachten" aus dem Wettbewerb zu nehmen, um Cast und Crew zu schützen, wie es hieß.
Dass Mockridge und die Anschuldigungen gegen ihn bei der Comedypreis-Gala trotzdem Thema waren, lag an gleich mehreren Komponenten. Etwa an den mehrfach prominent ins Bild genommenen Shirts von Comedienne Hazel Brugger und ihrem Mann Thomas Spitzer. "Konsequenzen für Comedian XY" stand darauf vorne geschrieben. Und auf der Rückseite: "Künstler ohne Rückgrat sind Künstler ohne Geschmack." Auch ohne die konkrete Nennung des Namens war klar, wen die beiden meinten. Aber auch Kabarettist Sebastian Pufpaff riss das Thema auf der Bühne an. Sein vergifteter Ratschlag: "Toxische Beziehungen sollte man auf keinen Fall ohne eine sehr, sehr, sehr teure Anwaltskanzlei beenden."
Brugger konnte sich indes sicher sein, dass ihre Botschaft in jedem Fall im Bild sein würde, hielt sie am Ende eines langen Abends doch die launige Laudatio für die wunderbare Ehrenpreisträgerin Maren Kroymann, die den Faden rund um die Cause Mockridge gleich zu Beginn ihrer in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Dankesrede aufgriff. "Jetzt bin ich doch froh, dass ich hergekommen bin", setzte sie an und sprach von der "Wolke, die über diesem Saal schwebt". "Ein Kollege von uns hat Übergriffe gemacht und eine junge Kollegin hat das gesagt. Ich werde dafür ausgezeichnet, dass ich lustige Geschichten erzähle und es gibt Frauen, die ihre Geschichte erzählen, die nicht lustig sind." Das halte sie für ein Missverhältnis, so Kroymann.
Maren Kroymann äußerte aber auch deutliche Kritik an Sat.1, der TV-Heimat von Luke Mockridge, wo nun auch die Übertragung des Comedypreises zu sehen war. "Ich hätte gerne gehabt, dass Verantwortliche hier für diesen Preis, von dem Sender die Eier gehabt hätten zu sagen: Wir solidarisieren uns nicht nur mit unserem beliebten Künstler, sondern mit den Frauen die betroffen sind", sagte Kroymann. "Ich würde mir wünschen, dass ihre Geschichte gehört wird, dass diese Frauen ernst genommen werden, dass sie respektiert werden. Dass man ihnen glaubt." Danach gab es langen Applaus im Publikum.
Auszeichnungen rücken in den Hintergrund
Der Comedypreis hatte in diesem Jahr also eine äußerst ernste Seite. Da geriet so manche Länge plötzlich in den Hintergrund: Gerade einmal sieben Preise wurden in knapp dreieinhalb Stunden verliehen - etwas mehr Tempo wäre da durchaus wünschenswert gewesen. Sicher, das Opening war flott, Olaf Schubert überzeugte mit seinem "Comedy-Barometer" und ein überraschendes Wiedersehen mit Li und Wang, die einst in der "Harald Schmidt Show" die "Weisheiten des Konfuzius" präsentierten, machten Spaß.
Doch warum Katrin Bauerfeind und Steven Gätjen ihre Moderationen derart humorlos abspulten oder Ralf Schmitz den Abend bei einer Kerpener Familie verbrachte, um den Comedypreis zu schauen, blieb bis zum Schluss unklar. Spätestens als irgendwann nach 22 Uhr Mickie Krause in deren Garten einen Mallorca-Schlager performte, wähnte man sich in der falschen Veranstaltung. Gut möglich allerdings, dass Sebastian Pufpaff mit seinem Vergleich zwischen der Querdenker-Szene und der Comedy-Branche recht behielt: "Durch die Bescheuerten da draußen", sagte er während seines Stand-ups, "wirken wir plötzlich normal."
Und wer durfte nun jubeln? Da wäre zunächst die Amazon-Show "LOL: Last One Laughing", die den Preis für die Beste Comedyshow erhielt. "Die Carolin Kebekus Show" setzte sich als Beste Satire unter anderem gegen die "heute-show" und das "ZDF Magazin Royale" durch. Und während Tommi Schmitt mit seiner ZDFneo-Show "Studio Schmitt" leer ausging, machte er in einer anderen Kategorie das Doppel perfekt: Wie schon im vergangenen Jahr ging der Preis für den Besten Comedy-Podcast an "Gemischtes Hack" mit ihm und Felix Lobrecht, der jedoch mit einer Mandelentzündung das Hotelbett hütete statt die Bühne zu stürmen. Lobrecht wiederum erhielt später den Comedypreis als Bester Komiker.
Derweil ging der Comedypreis auch in der Kategorie Beste Comedy-Fiction an den Vorjahressieger: Ausgezeichnet wurde erneut die Joyn-Serie "Slavik - Auf Staats Nacken". Den Nachwuchs-Comedypreis wiederum nahm Kawus Kalantar entgegen, der in seiner etwas lang geratenen Dankesrede immerhin die schönsten Grußworte des Abends unterbrachte. Gerichtet an seine Eltern sagte er: "Ich wünschte, die könnten das sehen. Aber die gucken das nicht." Man kann es ihnen nur schwer verübeln. Doch all das war am Ende dieser Preisverleihung nebensächlich. Zu sehr wirkten die Worte von Maren Kroymann nach.
Die Gewinnerinnen und Gewinner auf einen Blick
Beste Comedy-Show
- Chez Krömer (Das Erste)
- LOL: Last One Laughing (Amazon Prime Video)
- World Wide Wohnzimmer (YouTube)
- Studio Schmitt (ZDFneo)
- Täglich frisch geröstet (RTL / TVNOW)
Beste Comedy-Fiction
- Frau Jordan stellt gleich (Joyn / ProSieben)
- KBV - Keine besonderen Vorkommnisse (TVNOW)
- Unter Freunden stirbt man nicht (TVNOW / Vox)
- Slavik - Auf Staats Nacken (Joyn)
Beste Satire
- ZDF Magazin Royale (ZDF)
- heute-show (ZDF)
- Die Carolin Kebekus Show (Das Erste)
- extra 3 (Das Erste)
- Dittsche - Das wirklich wahre Leben (WDR)
Bester Komiker / Beste Komikerin
- Carolin Kebekus
- Hazel Brugger
- Felix Lobrecht
- Torsten Sträter
- Knossi
Bester Comedy Podcast
- Fest & Flauschig (Jan Böhmermann und Olli Schulz)
- Gemischtes Hack (Felix Lobrecht und Tommi Schmitt)
- Bratwurst und Baklava (Özcan Cosar und Bastian Bielendorfer)
- Baywatch Berlin (Klaas Heufer-Umlauf, Jakob Lundt und Thomas Schmitt)
- Die Pochers hier! (Oliver Pocher und Amira Pocher)
Nachwuchspreis
- Kawus Kalantar
Ehrenpreis
- Maren Kroymann