Im Vorfeld der Bundestagswahl ließ die "Bild" keine Gelegenheit aus, um auf den Öffentlich-Rechtlichen rumzuhacken und vermeintliche Fehlleistungen aufzudecken. Am Wahlabend selbst bot der TV-Sender der Zeitung dann ein seltsames Bild. Als um 18 Uhr die ersten Prognosen kamen, übernahm der Sender aus dem Hause Axel Springer die TV-Signale von ZDF und dem Ersten und zeigte diese im Splitscreen. Zur besten Sendezeit war dann minutenlang die "Berliner Runde" bei Bild zu sehen.
Kurz darauf hieß es von der ARD, dass man keine Vereinbarung mit Bild habe, die eine solche Übernahme rechtfertigen würde. Der Senderverbund kündigte daher auch die Prüfung rechtlicher Schritte an - und diese Prüfung ist nun abgeschlossen. Tatsächlich hat man sich bei der ARD dazu entschlossen, gegen Bild vorzugehen. "Wir haben uns entschlossen, rechtlich gegen Bild TV wegen der aus unserer Sicht rechtswidrigen Übernahme unserer Berichterstattung vorzugehen", hieß es von der ARD gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.
Und auch das ZDF geht nun juristisch gegen Bild vor. Gegenüber DWDL.de sagt ein Sendersprecher: "Das ZDF zieht Konsequenzen aus der nicht genehmigten Übernahme von Teilen der ZDF-Wahlsendungen im linearen Angebot und auf der Website von BILD-TV am Wahlsonntag." Mit Bezug auf das Urheberrechtsgesetz fordert man einerseits Unterlassung und andererseits Schadensersatz.
Bei Axel Springer äußerte man sich bereits am Montag zur Übernahme der TV-Bilder - und fand eine durchaus interessante Argumentation. Das Unternehmen erklärte, die Bundestagswahl sei ein "zeithistorischer Moment" gewesen. Springer: "Wir haben im Rahmen unserer aktuellen Wahlberichterstattung die stark unterschiedlichen Prognosen mit klarem Quellenhinweis live zitiert und ausgewählte Sequenzen aus der 'Berliner Runde' übernommen und für unsere Zuschauer eingeordnet". Bei dem abendlichen Talk der Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker handele es sich um ein "nachrichtliches Ereignis von überragender Bedeutung".
Schon damals dämmerte den Verantwortlichen von Bild und Springer aber wohl, dass die Übernahme der TV-Bilder Ärger geben könnte. Vorsorglich erklärte man, dass man bereit sei, mögliche Ansprüche von ARD und ZDF begleichen zu wollen - sollte es diese durch die Aktion geben. Gleichzeitig hieß es: "Wir würden dann allerdings davon ausgehen, dass ARD und ZDF Leistungsschutzrechte auch gegenüber den GAFA-Plattformen in gleicher Konsequenz geltend machen."
Axel Springer meint damit die Plattformen von Google, Amazon, Facebook und Apple. Die Argumentation von Springer ist abenteuerlich: Wenn ARD und ZDF ihre Inhalte auch bei Facebook hochladen oder live streamen, tun sie das freiwillig und haben diese Entscheidung selbst getroffen. Bei Bild mussten sie dagegen zusehen, wie ihre TV-Bilder ungefragt übernommen wurden.