Wenn es um die Öffentlich-Rechtlichen geht, dann hält „Bild“ mit Kritik meist nicht hinterm Berg. Doch am Abend der Bundestagswahl war sich das Springer-Medium nicht zu schade, das Programm von ARD und ZDF auf dreiste Weise zu übernehmen. Über 13 Minuten hinweg strahlte Bild auf ihrem erst vor wenigen Wochen gestarteten Fernsehsender den Beginn der „Berliner Runde“ aus.
Bei den Öffentlich-Rechtlichen herrschte am Sonntagabend Verwunderung über das Vorgehen von Bild. „Wir haben keine Vereinbarung mit der Bild zur Übernahme unserer Inhalte. Die Übernahme ist also ohne Absprache mit uns erfolgt“, stellte ein Sprecher des Ersten gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de klar. Vom ZDF in Mainz war Ähnliches zu hören.
Für Springer könnte die minutenlange Parallel-Ausstrahlung der Produktion von ARD und ZDF möglicherweise sogar Konsequenzen haben. „Wir behalten uns vor, das Vorgehen rechtlich zu prüfen“, heißt es aus der ARD. Und auch das ZDF erklärt: "Ob sich daraus juristische Konsequenzen ergeben, wird geprüft." Von Bild war auf DWDL.de-Nachfrage zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Dabei hatte Bild am Wahlabend nicht nur Teile der „Berliner Runde“ übernommen. In Ermangelung eigener Zahlen hatte der Springer-Sender um 18 Uhr zunächst parallel die ersten Prognosen von ARD und ZDF in einem Splitscreen eingeblendet und kommentiert. Und auch schon vor wenigen Wochen hatte sich Bild ins ARD-Programm eingeklinkt, um im Anschluss an das öffentlich-rechtliche TV-Triell eine bei „Anne Will“ präsentierte Blitzumfrage zu übernehmen.
An diesem Sonntag gab es allerdings noch eine zusätzliche Metaebene: Der kleine österreichische Newskanal oe24.TV streamte zeitweise das Bild-Programm - und sendete auf diese Weise ebenfalls die „Berliner Runde“ von ARD und ZDF.