Auf den deutschlandweiten Flächen des Außenwerbers Ströer sind in den zurückliegenden Tagen und Wochen viele Anzeigen zu sehen gewesen - unter anderen auch von Parteien, die wegen der anstehenden Bundestagswahl aktuell verstärkt werben. Doch nun hat das Unternehmen angekündigt, keine Aufträge mehr anzunehmen, wenn es sich dabei um parteipolitische Werbung handelt. Dabei geht es um Werbung aller politischer Richtungen.
In einer Pressemitteilung berichtet Ströer, dass man in den zurückliegenden Jahren Kampagnen des "gesamten politischen Spektrums" zum Aushang gebracht habe. Zuletzt sei es jedoch zu "persönlichen Anfeindungen und Drohungen in Richtung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens, zu Boykottaufrufen gegen Ströer und Sachbeschädigungen von Firmeneigentum" gekommen. Darüber hinaus berichtet Ströer von einer Anfrage eines Rechercheverbunds (gemeint sind "Correctiv", "Spiegel" und das ZDF-Magazin "Frontal"). Darin werde man nach "üblichen Kundenterminen" oder Buchungsdetails gefragt. Aus den Fragen würde sich die "eindeutige Zielrichtung" ergeben, Ströer in die Nähe der AfD zu stellen.
"Damit ist aus Sicht des Unternehmens die Grenze des Hinnehmbaren endgültig überschritten", erklärt das Unternehmen. Daher habe der Vorstand nun beschlossen, keine Aufträge für parteipolitische Werbung mehr entgegenzunehmen. Man sei ein politisch neutrales Unternehmen und bislang hätten die Marktteilnehmer diese neutrale Dienstleistungsfunktion als "konstruktiven Beitrag zur politischen Meinungsbildung und zu einem funktionierenden demokratischen Wahlprozess anerkannt". Die angebotene Dienstleistung sei jedoch nur auf der Grundlage eines "gesellschaftlichen Konsenses" möglich - und genau das sieht man bei Ströer nun nicht mehr gegeben.
Man habe die Entscheidung nun getroffen, um einerseits Schaden vom Unternehmen und andererseits auch von seinen Mitarbeitenden abzuwenden, so Ströer. Voraussetzung, um politische Werbung in Zukunft wieder anzunehmen, sei ein politischer Konsens, den es bei einem vom Unternehmen initiierten Runden Tisch geben soll. Daran teilnehmen sollen alle im Bundestag vertretenen Parteien. "Sollte es wider Erwarten nicht zu einem gemeinsamen Verständnis in Bezug auf die Plakatierung parteipolitischer Werbung kommen, wird Ströer auch darüber hinaus daran festhalten, grundsätzlich keine parteipolitische Werbung mehr auszubringen."
"Correctiv", "Spiegel" und "Frontal" berichteten an diesem Mittwoch über eine mögliche Ausweitung der Spendenaffäre bei der AfD. Demnach sollen externe Unterstützer der Partei Plakatflächen im Wert von rund 3,5 Millionen Euro bei Ströer gebucht haben. Es geht unter anderem um die Kampagne zur Bundestagswahl 2017. Wie die Journalistinnen und Journalisten der drei Medien berichten, könnte die AfD aber doch in die Kampagne eingebunden gewesen sein - daher steht nun der Verdacht der illegalen Parteienfinanzierung im Raum.