Der nach dem ehemaligen "Tagesthemen"-Moderator Hanns-Joachim-Friedrichspreis für Fernsehjournalismus, der seit 1995 jährlich verliehen wird, geht in diesem Jahr an Katrin Eigendorf und Carl Gierstorfer für "herausragende Leistungen als Reporter*in/Dokumentarfilmer*in in Brennpunkten des aktuellen Geschehens". Eigendorf war als Korrespondentin in ihrer Karriere schon für ARD, RTL und ZDF in Paris umnd Moskau tätig, seit 2018 ist sie internationale Reporterin des ZDF mit Schwerpunkten ihrer Berichterstattung in Afghanistan, in der Ukraine, in Russland, Libanon, Irak und Türkei.
Neben der aktuellen Berichterstattung entstehen dabei auch immer wieder längere Filme für ZDF und Arte wie in diesem Jahr etwa "Die Rückkehr der Taliban", "Die Feindinnen der Taliban" und "Ultraorthodox: Schwieriger Weg in die Freiheit. In der Mitteilung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises heißt es: "Der Preis geht an eine engagierte, mutige Journalistin mit dem Talent, in Geschichten und Begegnungen großes Geschehen erfahrbar zu machen. Ohne ihn (bisher) ausdrücklich zu zitieren folgt sie Hajo Friedrichs: 'Cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, dass die Zuschauer dir vertrauen.'"
Carl Gierstorfer dreht in diesem Winter die vielbeachtete Doku "Charité intensiv: Station 43". Sie rage "aus der fast flächendeckewnden Corona-Berichterstattung heraus", heißt es zur Begründung der Auszeichnung. "Der konsequent zurückhaltende, beobachtende, „dranbleibende“ Stil des Dokumentarfilmers entfaltet seine volle, überzeugende Wirkung. Gierstorfer war dafür drei Monate lang rund um die Uhr verfügbar, ging an seine physischen und psychischen Grenzen. So entsteht auch für Zuschauer ein bis an die Grenzen des Auszuhaltenden authentisches Bild der Pandemie und ihrer Folgen."
Gierstorfer ist seit 2006 freier Journalist und Dokumentarfilmer und verwirklicht als solcher ohne Einbindung in eine Redaktion seine Filmideen auf eigenes Risiko, dreht dabei fast immer selbst und allein, um seinen Protagonisten nahe zu sein. 2017 erhielt er für seine Doku "Ebola - das Virus überleben" den Grimme-Preis. Über den berühmten Satz von Hanns Joachim Friedrichs, dass man ich nicht mit einer Sache gemein machen dürfe, habe er während der Dreharbeiten in der Charité viel nachgedacht. Bei allem Bemühen um Objektivität sei es sehr schwer geworden, Distanz zu wahren, wenn man gleichzeitig, vor allem emotional, Teil des Geschehens werde und Verantwortung spüre, wird er in der Mitteilung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises zitiert. Der ausgezeichnete Film lote die Grenzen dieses klassischen journalistischen Dilemmas aus, ohne sie zu verletzen, heißt es zur Begründung der Auszeichnung.
Neben diesen beiden Hauptpreisen wurde zudem noch ein Sonderpreis ans Team des "ZDF Magazin Royale" rund um Jan Böhmermann verliehen. Die Redaktion schaffe es, genaue Recherche mit ungewöhnlichen, oft satirischen Darstellungsformen zu verbinden und habe so ein in der deutschen Medienszene einzigartiges Format geschaffen, heißt es in der Begründung. Dabei würden die von der Redaktion gesetzten Themen dank des crossmedialen Konzepts Verbreitung in der Gesellschaft finden.
Dass die Sendung jede Woche "lustvoll und kreativ" gegen das Firedrichs-Postulat, sich nicht mit einer Sache gemein zu machen, verstoße, sah die Jury keinen Widerspruch gegen die Auszeichnung. Moderator Jan Böhmermann sei "der diabolische Zeremonienmeister der Regelverletzung einer Sendung, die irgendwo im Neuland zwischen U und E, zwischen Satire und Journalismus auslotet, wie sich Fernsehen auf dringend benötigte Art bereichern und erneuern lässt." Mit dem Preis wolle man die TV-Verantwortlichen ermuntern, neue Formate zu entwickeln, zu fördern und zuzulassen, damit junge Zuschauerinnen und Zuschauer angesprochen werden können, "die für das Fernsehen schon verloren schienen".