Am 29. August steht bei RTL das erste direkte Aufeinandertreffen von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und der zwei Kandidaten Olaf Scholz von der SPD und Armin Laschet, zwei Wochen später stellen sich die drei den Fragen bei ARD und ZDF - soviel stand schon lange fest. Nun hat zudem auch noch ProSiebenSat.1 ein eigenes Triell angekündigt. Es läuft erst am 19. September und dürfte damit voraussichtlich das letzte öffentliche Aufeinandertreffen der drei vor der Wahl sein.
Moderiert wird das Triell von ProSieben-Neuzugang Linda Zervakis sowie Claudia von Brauchitsch, die in Sat.1 das Magazin "akte" präsentiert. Dass Claudia von Brauchitsch in der Vergangenheit viele Jahre beim CDU-eigenen Kanal CDU.TV moderiert hat, sieht man bei ProSiebenSat.1 nicht als Problem. Sat.1-Sprecher Christoph Körfer: "Claudia von Brauchitsch moderiert seit 2019 die 'akte' in SAT.1. Unabhängig und überparteilich. Ihre Tätigkeit für CDU.TV hat sie 2018 beendet. Wichtig: Sie hat kein Parteibuch und hatte auch damals keins."
Um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, wird das Triell auf den drei großen Sendern der Gruppe parallel übertragen, also um 20:15 Uhr live bei ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins. Zudem werde man auch seine digitalen Kanäle nutzen - etwa den YouTube-Channel von "Galileo" mit seinen über drei Millionen Abonnenten und natürlich auch Joyn. Daniel Rosemann, Senderchef von Sat.1 und ProSieben, spricht von einem "digitalen Roadblocking" und zeigt sich daher auch überzeugt, dass damit viele, insbesondere auch Jüngere erreicht werden können, die die anderen beiden Trielle nicht gesehen haben.
Inhaltlich werde man sich schon durch die Besonderheit, weniger als eine Woche vor der Wahl auf Sendung zu sein, von den anderen beiden Triellen unterscheiden. Man wolle ein "Abarbeiten an Wahlprogrammen" mit den bekannten Floskeln verhindern, vielmehr werde es darum gehen, wie die Parteien in den letzten sechs Tagen noch Unentschlossene in einer Art Endspurt für sich gewinnen wollen.
Während Armin Laschet für die "ProSieben Bundestagswahlshow" abgesagt hatte, ist er hier nun also wieder an Bord. Rosemann äußerte unterdessen Verständnis für die Absage des CDU-Kandidaten für das andere Format und verwies auf die riesige Anzahl an Anfragen von allen Seiten, die auf die Wahlkampfteams einprasselten, in diesem Jahr stärker denn je. Insbesondere auch, weil ProSieben darauf bestehe, alle diese Sendungen live zu zeigen, sei es verständlich, dass es terminlich auch mal nicht klappe. So bleibt es also dabei, dass Louis Klamroth am 1. September Annalena Baerbock und am 15. September Olaf Scholz begrüßt.
Er verspricht eine "Show im besten Sinne" und sagt: "Wir bringen Politik auf die große Bühne". Man wolle die Person beleuchten, es solle um die Vision der Kandidatin oder des Kandidaten gehen und dann gebe es natürlich einen Diskussions-Teil, in em auch Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen. Dabei sei die besondere Herausforderung, die Sendung gleichzeitig tiefgründig und spannend zu halten, sodass sie um 20:15 Uhr ein großes Primetime-Publikum interessiere. Spannung durch ungewöhnliche Fragen erhofft man sich auch bei "Kannste Kanzleramt?", in dem sich am 9. September in Sat.1 die Kandidierenden den Fragen von Kindern stellen. Auch die neue Thilo-Mischke-Reportage "Deutschland radikal - Wie Hass unsere Gesellschaft spaltet" am 6. September bei ProSieben sieht man als Teil der Vorwahl-Berichterstattung.
Den Wahlabend selbst bestreitet ProSiebenSat.1 ähnlich wie bei vergangenen Wahlen: Sat.1 geht um kurz vor 18 Uhr für etwa eine Stunde direkt aus dem Bundestag auf Sendung und wird Prognosen, Hochrechnungen und erste Reaktionen einfangen, die regulären Nachrichten um 19:55 Uhr werde man dann ggf. so verlängern. ProSieben zeigt ab kurz vor 18 Uhr eine verlängerte "Newstime"-Ausgabe, um die ersten Prognosen zu zeigen. Bei der Nachberichterstattung am folgenden Tag verweist Rosemann auf "Zervakis & Opdenhövel. Live.", das dann ja regulär montags um 20:15 Uhr zu sehen sein wird.