Sie sagte: "Bestätigen kann ich die Einstellungen noch nicht." Dass das Geld für "Sturm der Liebe" und "Rote Rosen" fehle, stimme aber. Wie das Nachmittagsprogramm im Ersten 2023 aussieht, ist also unklar. Strobl: "Momentan sind wir auf der Suche nach Lösungen finanzieller Natur, aber auch nach Ersatzprogrammen." Es sind klare Aussagen, mit denen sie die Produzenten beider Serien vor den Kopf stößt - und aus denen sich mehr oder weniger deutlich heraushören lässt, dass das Herz der Programmdirektorin wohl nur bedingt für die Telenovelas schlägt.
"Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass die ARD das Feld von täglichen Serien künftig komplett RTL überlassen möchte."
"Rote Rosen"-Produzent Jan Diepers
"Rote Rosen" ist auf dem 14:10-Uhr-Sendeplatz im November 2006 gestartet. Die Produktion der Studio Hamburg Serienwerft umfasst ganz aktuell 3390 gesendete Episoden. Erzielte die Serie früher regelmäßig weit überdurchschnittliche Quoten, ist das Interesse mit im aktuellen Jahresschnitt 11,9 Prozent nicht mehr so hoch wie früher. Allerdings: "Wir haben es geschafft, dass die Quoten leicht gestiegen sind und auch die Abrufe in der Mediathek, wo die Serie eines der beliebtesten ARD-Formate ist, steigen deutlich", sagt Jan Diepers, der sich nicht am Ende des Weges sieht. "Meine Aufgabe als Produzent ist es, dass 'Rote Rosen' relevanter wird als das in den vergangenen Jahren der Fall war. Die ersten Schritte dazu fruchten." Der Produzent verweist zudem auf die Wichtigkeit der Serie für die ganze Region um Lüneburg: "Nicht nur der Arbeitsplätze wegen: Seit dem Start unserer Serie ist die Anzahl der jährlichen touristischen Übernachtungen dort um durchschnittlich über 100.000 gestiegen."
Geschichten für 2023 werden geplant
Dass die ARD die Fortsetzung einer Serie von der Zahl belegter Betten abhängig macht, darf indes eher bezweifelt werden - nach dieser Logik hätte das ZDF die "Schwarzwaldklinik", die dem Glottertal einst einen Tourismus-Boom bescherte, nie einstellen dürfen. Und doch sieht der Fernsehmacher die aktuelle Debatte halbwegs entspannt. Schon jetzt wisse das "Rote Rosen"-Team, welche Geschichten bis Ende 2022 erzählt werden. "Und wir werden auch darüber hinaus mit großem Vorlauf die Geschichten für 2023 planen. Mit einer endgültigen Entscheidung, die Das Erste gemeinsam mit ARD Degeto und den einzelnen Anstalten trifft, rechne ich im Laufe des Jahres 2022", sagt der "Rote Rosen"-Produzent.
Bavaria Fiction, verantwortlich für "Sturm der Liebe", wollte sich dagegen auf Anfrage von DWDL.de nicht zu Strobls Aussagen äußern. Die Daily, linear beheimatet auf dem Sendeplatz um 15:10 Uhr, lief erstmals im September 2005. Über 3650 Episoden sind bis dato gelaufen. Erreichte die Serie aus dem Hause Bavaria Fiction früher um die 30 Prozent Marktanteil, haben sich die Quoten mittlerweile mehr als halbiert. 12,2 Prozent holen die Geschichten aus dem fiktiven Dorf Bichlheim rund um das ebenfalls erfundene Hotel 'Fürstenhof' derzeit. In den vergangenen beiden Jahren gab die Produktion jeweils rund einen Prozentpunkt ab und die Trödelshow "Bares für Rares" ist als Marktführer am Nachmittag weit enteilt.
Über 50 Millionen Abrufe in der Mediathek
Nicht einberechnet sind allerdings die Abrufe über die ARD-Mediathek. Der Sender erwähnte bereits mehrfach, dass sowohl "Rote Rosen" als auch "Sturm der Liebe" zu den gefragtesten Angeboten der ARD im On-Demand-Bereich zählen. Im ersten Quartal 2021 soll "Sturm der Liebe" 32,2 Millionen Abrufe generiert haben – wobei ein bloßer Klick unabhängig von der Sehdauer genügt, um gezählt zu werden. "Rote Rosen" kam im ersten Quartal auf rund 21 Millionen Abrufe, die Tendenz ist in beiden Fällen steigend. Aber reicht das?
In aller Regel wurden die Serien immer direkt um zwei Staffeln verlängert. Das bietet den Autorinnen und Autoren die Möglichkeit mit den Darstellenden längerfristige Bindungen einzugehen und auch staffelübergreifende Storybögen zu planen. Nach DWDL.de-Informationen kosten zwei Staffeln einer solchen täglichen Serie etwa 30 Millionen Euro, also rund 75.000 Euro pro Episode. Viel Geld, das auch in frischere Formate fließen könnte. Denn Christine Strobl dürfte nicht allein aufs Geld schauen. "Momentan bekommt die ARD von mir eine Zwei bis Drei", sagte die Programmdirektorin noch im "Hörzu"-Interview. "Wir haben exzellente Inhalte, aber noch keine richtige Antwort auf die Frage, was wir brauchen, um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen."