Man ahnt, dass es ein langer Tag gewesen sein muss für Manfred Krupp. Gleich mehrere Interviews gab der Intendant des Hessischen Rundfunks (HR) am Donnerstag, nachdem das Bundesverfassungsgericht den Öffentlich-Rechtlichen recht gab und damit einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent pro Monat zustimmte. Für die hauseigene "Hessenschau" begab sich Krupp abends noch einmal ins TV-Studio, um mit Blick auf das Urteil vor laufenden Kameras seine Sicht der Dinge darzulegen.

Eigentlich ist ein solches Interview kein besonders spektakulärer Vorgang, schließlich hatte Krupp keine allzu kritischen Fragen zu erwarten. Und doch sorgte er mit seinem Auftritt dafür, dass die gute Stimmung im Sender, die das Urteil des Verfassungsgerichts auslöste, schlagartig einer großen Aufregung wich. Von Moderator Andreas Hieke auf kritische Stimmen angesprochen, die sich für einen rein auf Information fokussierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk stark machen, vergaloppierte sich der Intendant in der Wahl seiner Worte.

"Oft ist die Unterhaltung der Türöffner", begann Krupp seine Ausführungen und sagte schließlich: "Im Dritten Reich haben wir gelernt: Unterhaltung vermittelt Werte." Ein maximal missverständlicher Satz, wie auch dem HR schnell auffiel, weshalb der Sender die "Hessenschau"-Ausgabe im Netz mit einem Hinweis versah und sich für die missverständliche Aussage entschuldigte. Tatsächlich wird im Kontext des Gesprächs klar, was Manfred Krupp eigentlich meinte - dass nämlich die öffentlich-rechtliche Unterhaltung heute im klaren Gegensatz steht zu der Unterhaltung im Dritten Reich.

Manfred Krupp in der Hessenschau © Screenshot HR HR-Intendant Manfred Krupp im Gespräch mit "Hessenschau"-Moderator Andreas Hieke.

Auf DWDL.de-Nachfrage entschuldigte sich Krupp am Freitag noch einmal persönlich für die misslungene Wortwahl. "Ich kann nachvollziehen, dass die Aussage für Irritation gesorgt hat. Das tut mir leid", sagte der HR-Intendant. "Leider habe ich meinen Gedanken in der Livesendung der 'Hessenschau' gestern nicht angemessen eingeordnet. Durch die Verknappung konnte diese Aussage missverstanden werden. Unser Auftrag gilt einer qualitativ hochwertigen und werteorientierten Unterhaltung. Im Gegensatz dazu wurde in der Zeit des Nationalsozialismus‘ ein durch und durch menschenverachtendes Wertesystem auch über die Unterhaltung vermittelt."

Das, so Krupp, sei der Grund, weswegen der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach dem Zweiten Weltkrieg neben der Information und Bildung auch mit der Unterhaltung beauftragt wurde. "Wer mich kennt weiß, dass ich für eine werteorientierte Unterhaltung stehe, die zu einer wertschätzenden und vielfältigen Gesellschaft beitragen soll", erklärte der Intendant weiter.