Norbert Himmler ist am Freitag zum neuen ZDF-Intendanten gewählt worden. Die Entscheidung fiel erst im dritten Wahlgang, nachdem seine Herausforderin Tina Hassel ihre Bewerbung zurückgezogen hatte. Von 60 Stimmen entfielen 57 Stimmen auf ihn, es gab eine Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Himmler nahm die Wahl an und wird somit im März kommenden Jahres an die Spitze des öffentlich-rechtlichen Senders wechseln. Nötig war eine Drei-Fünftel-Mehrheit.
Zuvor war das Rennen um die Nachfolge von Thomas Bellut überraschend eng geworden. Im ersten Wahlgang hatte Hassel, die vom sogenannten "roten Freundeskreis" ins Rennen geschickt wurde, noch 24 Stimmen auf sich vereinen können, im zweiten waren es sogar 28 Stimmen - ein respektables Ergebnis. Dabei gelang es ihr sogar, in der zweiten Abstimmung zwei Stimmen aus dem Himmler-Lager für sich gewinnen. Dennoch entschied sich die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios für den Rückzug aus dem Rennen um die ZDF-Intendanz.
Die Vorsitzende des Fernsehrates, Marlehn Thieme, begrüßte das Votum für Himmler. "Ich freue mich, dass wir einen versierten Programmgestalter und herausragenden Manager mit der Leitung des ZDF betrauen", sagte sie nach der Wahl. "Wir kennen Norbert Himmler aus den Beratungen des Fernsehrates sehr gut und schätzen insbesondere seine strategische Kompetenz, vor allem bei der digitalen Weiterentwicklung des ZDF. Für die vor ihm und uns liegenden Herausforderungen wünsche ich ihm eine glückliche Hand. Wir werden seine Arbeit kritisch und konstruktiv begleiten."
ZDF soll "Innovations-Marktführer" werden
Tina Hassel hatte am Vormittag dem Fernsehrat zunächst ihr "Manifest" für das ZDF vorgestellt, der einen Zehn-Punkte-Plan für die kommenden Jahre umfasste. Ihr erklärtes Ziel: "Ein Fernsehen, das verbindet". Mit Blick auf die jahrelange Marktführerschaft des ZDF räumt sie ein: "Da gucken wir als ARD neidisch drauf." Es reiche jedoch nicht alleine, die beste Nummer eins des linearen Fernsehens zu sein. Stattdessen macht sich Hassel für "überraschende und formatsprengende Programmierungen" und "Aufmersamkeitsraketen" stark, so wie es Joko und Klaas mit ihrem Pflege-Special bei ProSieben gelungen sei.
Norbert Himmler warn im Anschluss für "ein ZDF für alle" und verwies auf bisherige Erfolge in Sachen Relevanz, Reichweite und Glaubwürdigkeit. Immer wieder macht Himmler ins einer Rede deutlich, woran er sich bis 2025 messen lassen möchte. Dazu zählen etwa eine "Steigerung der Nutzung ZDF-ferner Gruppen" und eine "überproportional gestiegene Nutzung der ZDF-Mediathek". Außerdem will Himmler das ZDF zum Innovations-Marktführer machen und dafür finanzielle Mittel umschichten. Gleichzeitig versprach er, die Nachrichtenkompetenz steigern zu wollen.
Himmler machte zugleich deutlich, Partnerschaften stärken zu wollen, um sich gegen Global Player zu behaupten. Er machte sich für eine "enge Partnerschaft mit den deutschen Produktionsfirmen" stark und sagte: "Das ZDF soll der erste Partner der Kreativen in Deutschland sein." Daneben will Himmler als Intendant auch die Zusammenarbeit mit der ARD und dem Deutschlandradio ausbauen. Anders als Hassel machte sich der ZDF-Programmdirektor jedoch nicht für eine gemeinsame Mediathek mit der ARD stark. Stattdessen strebt er eine "technische Partnerschaft" an: "Beide Partner behalten ihre Eigenständigkeit, ihr eigenständiges Gesicht."
Himmler: "Ich brenne für dieses Haus"
Seine Mitarbeit im ZDF begann Himmler bereits 1997 als freier Mitarbeiter in der "heute"-Nachrichtenredaktion. Im Anschluss an sein Redaktionsvolontariat war er als Redakteur und Reporter im ZDF-Landesstudio Rheinland-Pfalz, als Redakteur beim "Länderspiegel" und in der ZDF-Planungsredaktion tätig. Ab 2002 leitete Norbert Himmler die Abteilung Planungsredaktion, anschließend leitete er den neuen Spartsender ZDFneo, ehe er 2012 zum Programmdirektor aufstieg.
Nach seiner Wahl sprach Norbert Himmler von einem "tollen Wettstreit um Konzepte" mit Tina Hassel. "Ich bin ein Kind des ZDF, das brauche ich nicht leugnen, und es war schon mein Wunsch, auch weiter im ZDF Verantwortung tragen zu können." Dass der Intendantenposten einmal auf ihn zukommen könne, sei ihm vor zehn Jahren bewusst geworden, als er schon einmal die Nachfolge von Thomas Bellut antrat - damals als Programmdirektor. "Ich habe aber nicht darauf hingearbeitet, seit ich Volontär war", so Himmler auf der Pressekonferenz.
Am Ende seiner Rede vor dem Rundfunkrat hatte er zuvor bereits deutlich gemacht: "Ich brenne für dieses Haus und seinen Auftrag". Er wolle das ZDF "modernisieren und, wenn nötig, auch verteidigen". Nun wird Norbert Himmler tatsächlich liefern müssen - um in den kommenden Jahren auch all jene zu überzeugen, die ihm an diesem Freitag kritisch gegenüberstanden.