Christine Strobl © ARD/Laurence Chaperon Christine Strobl
Es hat sich offenbar einiges aufgestaut: ARD-Programmdirektorin Christine Strobl muss sich in den ersten Wochen im Amt jedenfalls um gleich mehrere Anliegen von Interessensvertretungen kümmern. Zunächst war es die Initiative Klima vor acht, mit der Strobl das Gespräch suchte. In der vergangenen Woche dann haben der Verband Deutscher Drehbuchautoren und die Organisation Kontrakt 18 Strobl einen Offenen Brief geschrieben und scharfe Kritik geübt (DWDL.de berichtete). Und nun begehren auch die Regisseurinnen und Regisseure auf. 

Der Bundesverband Regie hat nun nämlich ebenso einen Offenen Brief an die ARD-Programmdirektorin verfasst. Dieser ist weniger drastisch formuliert als der von den Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren und geht nicht nur gegen die ARD, sondern eben auch gegen die Drehbuch-Kollegen. Strobl lade man ein, um gemeinsam Gespräche zu führen, "die idealerweise in Leitlinien münden, wie die ARD und die Degeto mit Regisseurinnen und Regisseuren in Zukunft zusammenarbeiten". Viel weicher kann man eine solche Formulierung kaum wählen. 

Die Regisseurinnen und Regisseure sprechen von "einer Reihe bedauerlicher Entwicklungen". Die Art und Weise, wie die Menschen im Bereich Regie in Deutschland "unter Druck gesetzt sind, hat ein Maß erreicht, das nicht mehr hinnehmbar ist". Drehbücher würden fast immer zu spät kommen und Fragen nach inszenatorischen Möglichkeiten und künstlerischer Expertise würden so gut wie nie gestellt, heißt es. "Auf die richtige und überfällige Absenkung der Tageshöchstarbeitszeit 2019, die de facto den Entfall von zwei Drehtagen (gerechnet für ein Fernsehspiel) bedeutete, wurde weder in den Etats, noch den Inhalten, noch mit dem Ausgleich durch Drehtage reagiert."

"Respekt für die eigene Arbeit einzufordern bedeutet auch, dass man in der Lage sein muss, der Arbeit anderer Respekt zu zollen."
Aus dem Offenen Brief des Bundesverbands Regie

Ähnlich wie der Regie-Verband hatten sich zuletzt auch Drehbuchautorinnen und Drebuchautoren geäußert. Die Forderungen der Kollegen würden vor allem für die kollidieren, die ihren Beruf als Regisseur und Regisseurin ernst nehmen, heißt es nun im neuen Offenen Brief. Die pauschale Forderung nach Einflussnahme auf die hoheitlichen Bereiche von Redaktion und Produktion würden vor allem dann befremden, wenn Drehbücher nicht final vorliegen, kritisiert der Regie-Verband. 

Die Regie geht also auf Konfrontationskurs - und das vor allem gegen die Kollegen aus dem Bereich Drehbuch. Dennoch könne man die Probleme nur gemeinsam lösen, heißt es. "Bessere Filme entstehen nicht, indem Forderungen erhoben oder angedroht werden, sie entstehen in der Zusammenarbeit und in der Einigung darauf, was man verbessern und realisieren kann." Auch das kann man als Seitenhieb gegen den Verband Deutscher Drehbuchautoren und die Organisation Kontrakt 18 werten. "Respekt für die eigene Arbeit einzufordern bedeutet auch, dass man in der Lage sein muss, der Arbeit anderer Respekt zu zollen."

"Kein Zeichen der Wertschätzung, sondern ein Tiefpunkt"

Bei der ARD hätte darüber hinaus die Verpflichtung zur Nennung der Anstalten ein "bedauerliches Niveau" erreicht, kritisiert der Bundesverband Regie. In Ankündigungsmaterialien wie den Kacheln in den Mediatheken würden Regie-Nennungen heute nicht mehr vorkommen. "Das ist in einer Branche, in der man von seinem Namen lebt, kein Zeichen der Wertschätzung, sondern ein Tiefpunkt."

Man habe das Gefühl, dass in den vergangenen Jahren die "Kultur des Gesprächs und des Austauschs verloren gegangen" sei. Mit Strobl will man nun eben bestimmte Leitlinien entwickeln - und idealerweise auch die Frauen und Männer aus dem Bereich Drehbuch mit in die Gespräche einbeziehen. Denn eins ist durch den Offenen Brief nun auch ganz klar: Die Gewerke kämpfen bei der ARD für bessere Arbeitsbedingungen - und kommen sich dabei mitunter gegenseitig in die Quere.