Dass ihre Überlegungen, die Schlagzahl der Politmagazine zu reduzieren, für Unmut in der ARD und darüber hinaus sorgen würden, dürfte Christine Strobl einkalkuliert haben. Doch die neue ARD-Programmdirektorin plant auch darüber hinaus Veränderungen im Programmschema des Ersten - was zunächst nicht sonderlich überraschend ist, hatte sie doch schon vor ihrem Amtsantritt mehrfach zu verstehen gegeben, für einen Neuanfang zu stehen.
Bei ihren Umbauplänen des Hauptprogramms schielt Strobl offensichtlich vor allem auf das ZDF, das seit Jahren deutlich bessere Quoten erzielt. "Der Spiegel" berichtet jetzt über ein internes Papier, in dem die Intendantinnen und Intendanten der ARD in der vorigen Woche informiert wurden. Darin ist unter anderem ein neuer Sendeplatz für "Weltspiegel" angedacht. Das seit Jahrzehnten sonntags beheimatete Magazin soll nach Strobls Vorstellungen künftig montags nach den "Tagesthemen" laufen - auf dem Sendeplatz, der aktuell von der Dokureihe "Die Story im Ersten" bespielt wird.
Der mögliche neue "Weltspiegel"-Sendeplatz dürfte eine Debatte neu entfachen, die schon einmal vor zwei Jahren geführt wurde, als Strobls Vorgänger Volker Herres mit dem Gedanken gespielt haben soll, die Sendung vorzulegen. Diesmal dürfte das "Auslandsjournal" als Vorbild dienen - das läuft im ZDF nach dem "heute-journal" und erreicht deutlich bessere Quoten als der "Weltspiegel", an dessen Stelle fortan lieber die neu erworbenen Zweitliga-Zusammenfassungen ausgestrahlt werden sollen.
Generell scheint Christine Strobl den späten Abend stärken zu wollen, wo das ZDF mit Markus Lanz immer stärker wird. In Konkurrenz dazu soll dienstags ein neuer Talk etabliert werden, an dessen Entwicklung der WDR beteiligt werden soll. Möglicherweise, so berichtet es der "Spiegel", könnte Sandra Maischberger die Moderation zusätzlich zu ihrer Sendung am Mittwoch übernehmen. Der neue ARD-Unterhaltungskoordinator Frank Beckmann wiederum soll mit der Entwicklung eines neuen Comedy-Wochenrückblicks betraut werden, der freitags um 21:45 Uhr laufen soll - die "heute-show" lässt grüßen. Zudem soll für den Samstagabend ein neues Late-Night-Format mit Carolin Kebekus entstehen.
Weniger Geld will die neue Programmdirektion offenbar für die Donnerstagskrimis ausgeben, an deren Entstehung Christine Strobl während ihrer Degeto-Zeit maßgeblich beteiligt war. Das dadurch frei gewordene Budget soll den Plänen zufolge in die Mediathek investiert werden - was im linearen Programm wohl auch deshalb zu verschmerzen wäre, weil die Krimis auch mit Wiederholungen zumeist erstaunlich gute Quoten erzielen.