Schon heute arbeiten ARD und ZDF bei ihren Mediatheken zusammen, bislang beschränkte sich das aber vor allem auf Verlinkungen. Wer eine ZDF-Sendung in der ARD-Mediathek suchte, wurde auf die Plattform des ZDF verwiesen und andersherum. Künftig wollen die Öffentlich-Rechtlichen ihre Mediatheken deutlich stärker als bislang miteinander verschränken, das ist am Montag in einem Pressegespräch angekündigt worden. Die Rede ist von einem gemeinsamen "Streaming-Netzwerk".
Im Kern geht es darum, dass alle Inhalte der ARD künftig auch in der ZDF-Mediathek zu finden sind - und auch umgekehrt sind die Sendungen des ZDF in der ARD-Mediathek auffindbar. Die Inhalte der beiden Senderanstalten sollen so weitgehend ohne Schranken beim jeweils anderen verfügbar gemacht werden. Auch im Bereich der Empfehlungen und Personalisierungen arbeitet man zusammen, um den Userinnen und Usern so ein bestmögliches Nutzererlebnis zu ermöglichen. Das kann dann auch dazu führen, dass in den Empfehlungen für die einzelnen User Sendungen von beiden Sendern auftauchen. Die Personalisierung der Empfehlungen funktioniert über einen Account, aber auch ohne Registrierung bleiben die Angebote weiterhin nutzbar. Über die Suchfunktion sind künftig auch alle Inhalte von ARD und ZDF zu finden.
"Quantensprung" und "kleine Revolution"
Man habe viele Monate lang diskutiert, wie weit man in der Verschränkung der Mediatheken gehe, sagte Thomas Bellut am Montag beim Pressegespräch. Wichtig ist den Verantwortlichen dabei gewesen, dass alle Anstalten ihre Identität behalten. Dass ARD und ZDF inhaltlich im Online-Bereich nun aber ein Angebot schaffen, wirft unweigerlich die Frage auf, ob damit auch eine mögliche Fusion der beiden Öffentlich-Rechtlichen näher rückt. Bellut sieht das nicht so und sagt, es spreche nach wie vor alles gegen eine Fusion. Der Meinung ist naheliegenderweise auch Tom Buhrow.
In den jeweiligen Mediatheken wird es Anpassungen an der Benutzeroberfläche und am Design geben, Details dazu sind aber noch nicht bekannt. Einen konkreten Termin für die Umsetzung der geplanten Änderungen gibt es nicht. Die Rede ist von einem "schrittweisen Aufbau" des Streaming-Netzwerkes in den kommenden Jahren. Beim Pressegespräch am Montag hieß es, dass die Nutzer bereits in den kommenden Monaten immer mehr Inhalte des jeweils anderen Senders auf den Plattformen sehen können. ARD und ZDF betonen darüber hinaus, dass das Streaming-Netzwerk offen sei für andere Anbieter - allen voran aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich. Perspektivisch sei auch eine Zusammenarbeit mit europäischen Sendern möglich, das ist aber Zukunftsmusik. Zuletzt hatten beide Mediatheken die Inhalte des jungen Angebotes Funk sowie von Arte in ihr Angebot integriert.
"Das ist eine Veränderung der Kultur in den Häusern, da werden einige schlucken."
ZDF-Intendant Thomas Bellut
Umsetzung aus bestehenden Mitteln
Umsetzen wollen ARD und ZDF die Veränderungen übrigens aus bestehenden Mitteln, das betonten Bellut und Buhrow am Montag unisono. "Wir wollen das aus eigener Kraft schaffen", sagte Buhrow. Bislang geben sowohl ARD als auch ZDF einen einstelligen Millionenbetrag für ihre Mediatheken aus. Durch die Zusammenarbeit ergeben sich auch Einsparungen. So müssen die Empfehlungssysteme künftig nicht mehr getrennt voneinander entwickelt werden, stattdessen arbeitet man an einer Lösung. Thomas Bellut geht dennoch davon aus, dass es keine größeren Einsparungen geben wird, die etwa Beitragssenkungen möglich machen könnten.
In Summe steht also eine Bündelung der Kräfte von ARD und ZDF in ihren Mediatheken. Alle Inhalte sollen künftig sowohl bei der ARD, als auch beim ZDF auffindbar sein. Dennoch bleiben beide Angebote eigenständig. Dass die Öffentlich-Rechtlichen bei ihren bestehenden Plattformen bleiben und darauf verzichten, eine gemeinsame, neue Marke für das Angebot zu schaffen, kommt nicht von ungefähr. Bei einer einzelnen Plattformen, auf der alle Inhalte zu finden wären, müsste man sich wohl deutlich stärker rechtfertigen, warum man online die Kräfte bündelt, im linearen Programm aber nicht. Diese Frage kann man künftig elegant mit dem Hinweis auf die zwei eigenständigen Plattformen abräumen.