Das Rhein-Neckar Fernsehen steht nach eigenen Angaben kurz vor dem Abschluss der "einschneidendsten Veränderung seiner Firmengeschichte". Aus dem kommerziellen Regionalsender soll eine "Plattform für Video-Journalismus und Bewegtbild in der Metropolregion Rhein-Neckar" werden. Im "Dienst für die Menschen in der Region" verfolge der Sender in Zukunft einen gemeinnützigen Anspruch, heißt es.
Das ist das Ergebnis des Insolvenzverfahrens, das im März dieses Jahres erneut eingeleitet werden musste. Schon 2017 und 2019 war der Regionalsender insolvent - nun will man mit einem völlig neuen Konzept durchstarten. Eine GmbH mit mehreren Gesellschaftern aus der Metropolregion Rhein-Neckar wird künftig den RNF-Sendebetrieb bestreiten. Eine breite Aufstellung soll zeigen, dass keine Einzelinteressen hinter dem Betrieb des Senders stehen.
Während man sich inhaltlich gemeinnützig aufstellt und auch aktiv damit wirbt, ist es gesellschaftsrechtlich etwas schwieriger. Eine gemeinnützige GmbH ist von bestimmten Steuern befreit - entscheiden muss darüber aber das Finanzamt. Und das wollte im Fall von RNF die Gemeinnützigkeit nicht anerkennen. Und so bleibt der Sender vorerst eine normale GmbH. "Auch wenn wir zum Start nicht als gemeinnützig anerkannt sind - wir wollen den Sender in jedem Fall in diesem Geist führen", sagt Heidelberger Unternehmer und Mäzen Manfred Lautenschläger, er war führender Initiator des neuen Konstrukts.
"In diesen Zeiten brauchen wir stabile, vertrauenswürdige Säulen der Information. Nach dem Tod des früheren Besitzers Dr. Andreas Schneider-Neureither und verstärkt durch die Corona-Pandemie war RNF in eine existenzielle Krise geraten. In vielen Gesprächen mit Menschen in der Region wurde aber klar, dass der Sender nach wie vor einen festen Platz im gesellschaftlichen Leben hat. Viele Menschen in allen Teilen der Region schauen seine Sendungen und nutzen die digitalen Angebote. Er ist eine wichtige Drehscheibe von Information und identitätsstiftend für die Metropolregion Rhein-Neckar. Deshalb ist es wichtig, ihn zu erhalten und so aufzustellen, dass er künftig gegenüber Krisenphasen resilient ist", sagt Lautenschläger. In der neuen Satzung soll die redaktionelle Unabhängigkeit des Senders garantiert werden.
Konkret hat die neue Aufstellung zur Folge, dass RNF seine Sendeflächen für externe Video-Produktionen öffnet. Formate wie "RNF Life" oder "RNF Intensiv" sollen wie auch bisher vom Kernteam des Senders umgesetzt werden. Künftig will man aber auch extern produzierten Formaten einen Platz im Programm bieten. "Spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie viel hochwertiger Videocontent in der Region produziert wird. Wir wollen und können diesen Inhalten durch unsere starke Marktstellung zu mehr Reichweite verhelfen", sagt RNF-Geschäftsführer Ralph Kühnl.
Stiftungen, Vereine und andere Institutionen sollen RNF künftig nutzen, "um die Bekanntheit eigener Projekte zu fördern und so zu zeigen, wie ‘wertvoll’ die Region ist", heißt es. Die RNF-Redaktion soll diese Inhalte kuratieren und so ihre Unbedenklichkeit sicherstellen. Zur neuen Ausrichtung des Senders produziert das RNF eine Sondersendung, in der auch Manfred Lautenschläger zu Gast sein wird. Diese Sendung wird man erstmals am 18. Juni ab 20:30 Uhr ausstrahlen, in den kommenden Tagen sind Wiederholungen geplant.