Linda Zervakis, Jan Hofer und Pinar Atalay sind nur drei Beispiele von bekannten ARD-Journalisten, die in den zurückliegenden Wochen zu den Privatsendern gewechselt sind. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang sicherlich auch Mai Thi Nguyen-Kim, die die ARD an das ZDF verloren hat. Kurzum: Man konnte zuletzt durchaus den Eindruck gewinnen, dass der ARD das Personal davonläuft. ARD-Chefredakteur Oliver Köhr hat sich nun in einem Interview mit der "tz" zu den Wechseln geäußert - ein Problem sieht er darin aber nicht.
"Einen Imageschaden kann ich wirklich nicht erkennen. Dass Journalisten den Arbeitgeber wechseln, ist durchaus üblich und auch im Printbereich verbreitet", sagt Köhr, der darauf verweist, dass die Wechsel auf die gute Ausbildung innerhalb der ARD zurückzuführen seien. "Offenbar gelingt es uns, Talente zu finden und zu fördern. [...] Die ARD leistet damit auch einen gesamtgesellschaftlichen Beitrag für den Erhalt des Qualitätsjournalismus – über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinaus."
Wenn es nur um das Geld gehe, könne der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mit den kommerziellen Sendern mithalten, so Köhr. "Die Möglichkeiten für öffentlich-rechtliche Sender sind hier begrenzt. Aber es geht ja auch um Inhalte, um Formate mit Qualität und Anspruch. In dieser Hinsicht ist die ARD besonders attraktiv." Dennoch, das sagt Köhr, sei er sich nicht sicher, ob es "allein eine Frage des Geldes ist". Was natürlich die Frage aufwirft, woran es noch liegen könnte - dazu äußert sich der ARD-Chefredakteur aber nicht. Die genannten Journalisten sehen ihre Zukunft aber trotz der ohne Frage qualitativen Sendungen in der ARD, eher bei den Privaten - oder im Fall von Nguyen-Kim beim ZDF.
Dass es zur Bundestagswahl kein gemeinsames TV-Duell zwischen Privaten und Öffentlich-Rechtlichen geben wird, bewertet Köhr positiv. "Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die kommerziellen Sender an unterschiedlichen Tagen ihre eigenen Formate mit den Kanzlerkandidaten zeigen, kann das für den politisch interessierten Zuschauer nur von Vorteil sein."