Unter dem Titel "B-VoD: Quo Vadis?" haben Joyn-Chef Tassilo Raesig, TVNow-Co-Geschäftsführer Henning Tewes, Ralf Hape, VP Media Sales & Client Services, und Diana Degraa, CEO der Mediaagentur Initiative Media, am Donnerstag auf den Screenforce Days über die VoD-Angebote der deutschen Privatsender gesprochen. Einig waren sich alle in der Tatsache, dass das Angebot hier in den vergangenen Monaten stark gewachsen ist - das ist ja ein unbestreitbarer Fakt.
Dass gerade Joyn mit seinem Fokus auf AVoD und TVNow, das ja viel stärker auf SVoD setzt, völlig unterschiedliche Strategien fahren, wurde auf dem Podium allerdings nicht diskutiert und nach Sinn oder Unsinn abgeklopft. Stattdessen zeigte sich Tassilo Raesig überzeugt, dass nichts dagegen sprechen würde, mehrere Angebote im Markt zu haben. Man bediene unterschiedliche Zielgruppen und das sei auch für Content-Produzenten spannend. Er verwies auch nochmal darauf, dass die Menschen wohl nicht unendlich viele SVoD-Abos abschließen würden.
Joyn setzt neben einigen wenigen kostenpflichtigen Inhalten sehr stark auf werbefinanzierten Content - und hier ist man oft auch mit bekannten Influencern unterwegs. RTL dagegen produziert mehr klassische Formate, sei es Serien oder Shows, in denen dann auch mal ganz große Namen auftauchen. Wieso macht das alles nicht auch der jeweils andere auch? Diese Frage blieb auf dem Panel leider unbeantwortet. "Mit der Entwicklung sind wir sehr zufrieden, wir wachsen alle", sagte Raesig. Auch die US-Plattformen würden den Markt nicht verkleinern - im Gegenteil. Apropos USA: "Auch dort gibt es keinen universellen Content-Anbieter", erklärte Raesig und verwies auf die zahlreichen Streamingplattformen.
Mehr Werbeveranstaltung als Fachdiskussion
Henning Tewes kündigte unterdessen an, weiter stark in Eigenproduktionen investieren zu wollen - und das nicht nur im Bereich Fiction. Auch True Crime, Dokus, Sport und Kids seien wichtige Themenfelder bei TVNow. Als "Mainstreamer" wolle man alle User abholen. Teilweise war das Screenforce-Panel mehr Werbeveranstaltung als Fachdiskussion. Etwa dann, als alle Teilnehmer ihre Streaming-Formate herunterbeteten. Auch Ralf Hape von Sky war da keine Ausnahme. Der erklärte im Hinblick auf die großen Zusammenschlüsse der vergangenen Monate, dass man davor keine Angst haben müsse. "Es gibt so viel Content wie noch nie", sagte er als Positivbeispiel für die Entwicklung. Die Zuschauer würden sich nun eben ein kuratiertes Angebot wünschen - und schon kam Hape auf Sky Q zu sprechen.
Mediaagentur-Chefin Diana Degraa stuft die Werbeangebote der deutschen Streamer schon heute als relevantes Angebot ein - "mit steigender Tendenz". Gab es vor einigen Jahren gar kein Unterschied zwischen linearem Programm und VoD-Angebot der Sender, sei das heute ganz anders. "Es gibt hochwertige Inhalte und vielfältige Programme", sagte sie. Weil die Inhalte attraktiv seien, sind die Plattformen laut Degraa schon heute ein "relevantes Werbeumfeld". Und die Werbung im Streaming-Bereich werde immer wichtiger, auch durch weiter steigende Nutzerzahlen.
Bedeutung der Angebote wird zunehmen
Von den Medienhäusern wünscht sich die Media-Expertin übergreifende Auswertungsmöglichkeiten und einheitliche Währungen. Außerdem fordert Degraa von den Streaminganbietern weitere Investitionen in lokale Inhalte. Das Verlangen der User nach entsprechendem Content sei sehr ausgeprägt - und das hätten auch die US-Plattformen erkannt und würden immer mehr Geld in die einzelnen Märkte stecken. Hier gab es aber ohnehin keinen Widerspruch von den Joyn, TVNow und Sky. Alle waren sich einig, dass die Bedeutung ihrer VoD-Angebote zunehmen wird - und dass das zusätzliche Investitionen nach sich ziehen wird.