Im Februar enthüllte das Medienmagazin DWDL.de die überraschenden Pläne der Mediengruppe RTL Deutschland, ihre erst vor drei Jahren eingeführte Marke TVNow wieder zu beerdigen, um den Streamingdienst im Rahmen der Gesamtstrategie "RTL United" zum Jahresende als RTL+ neu zu starten. Nach der offiziellen Bestätigung blieb weiter unklar, warum man sich mit dem Rebranding des Angebots noch ein Dreivierteljahr Zeit lassen will.
Im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de wird Bernd Reichart, CEO der Mediengruppe RTL Deutschland, konkreter und gibt Antworten: RTL+ will kein Streamingdienst, sondern ein Digital-Abo für mehrere Mediengattungen werden. "Warum Video und Audio separat voneinander streamen, wenn beides in unserer Verantwortung liegt. Ideen wie diese treiben uns um, damit das neue RTL+ mehr wird als Video only", sagt Reichart auf die Frage nach der Zukunft der 2019 gestarteten Audio-Plattform AudioNow, die in RTL+ integriert wird.
Und dabei soll es nicht bleiben. Weitere Gattungen sollen folgen, auch Gruner+Jahr könnte sich wiederfinden bei RTL+. "Apple und Amazon haben den Reiz erkannt, verschiedene Mediengattungen zu bündeln. Ich glaube fest daran, dass man sich mit einem umfassenden digitalen Abo abheben kann von denen, die allein auf Video-Streaming setzen, auch wenn Video der Motor ist und bleibt", sagt Reichart angesprochen auf eine mögliche Integration von G+J-Inhalten. "Wenn Sie beim Abendessen mit Freunden über Guido Maria Kretschmers Einrichtungstipps, den neuen Stoff von Sebastian Fitzek, Promi-News von Frauke Ludowig oder aktuelle Themen von Jan Hofer sprechen, dann ist gar nicht mehr entscheidend, ob Sie es gesehen, gehört oder gelesen haben. Hauptsache, RTL+ ist die Plattform, auf der Sie alles finden."
Dafür muss zunächst einmal der angestoßene Evaluierungsprozess abgeschlossen werden, mit dem die künftige Zusammenarbeit zwischen Gruner+Jahr und RTL Deutschland oder gar eine Fusion diskutiert wird. Ein Update von Reichart: "Bis Sommer wollen wir die Analyse abgeschlossen haben, wie genau unser Weg in die Zukunft aussehen soll." Alles andere als eine Fusion oder äußerst enge Integration würde aber alle beobachtenden Marktteilnehmer überraschen. Reichart bleibt im Gespräch mit DWDL.de allerdings diplomatisch zurückhaltend.
Müsste ein Digital-Abo bestehend aus Video-, Audio- und Print-Produkten RTL+ des Hauses Bertelsmann am Ende nicht eigentlich Bertelsmann+ heißen? Reichart lacht kurz, lässt dann aber keinen Zweifel an seiner Haltung: "Wir sind fest davon überzeugt, dass Video die mit Abstand treibende Gattung ist für ein umfassendes Entertainment-Angebot. Bis Herbst wollen wir die zwei Millionen Abos knacken." Die Bertelsmann Content Alliance werde dabei helfen.