Seit Pfingstmontag stand Sat.1 mit dem Skandal um die Dokusoap "Plötzlich arm, plötzlich reich" in der Kritik - auch wegen eines misslungenen Krisenmanagements. Doch nun zieht der Privatsender die Notbremse: Wie Sat.1 am Samstagmittag ankündigte, soll die Sendung "mit sofortiger Wirkung" beendet werden. Auch die bereits gedrehten Folgen der neuen Staffel werden demnach nicht mehr gezeigt.
"Die Aufarbeitung des letzten Drehs von 'Plötzlich arm, plötzlich reich' läuft noch. Es steht aber außer Frage, dass hier Fehler passiert sind, für die wir die Öffentlichkeit und die Familie um Entschuldigung bitten", erklärte Sat.1 in einem Statement. "Doch damit ist es nicht getan. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Sendung nicht mehr zu dem Sat.1 passt, das wir gemeinsam mit und für unsere Zuschauer*innen weiterentwickeln wollen." Deshalb werde es keine neuen Folgen geben.
In den vergangenen Tagen hatte es massive Kritik gehagelt, nachdem der unter dem Pseudonym Ikke Hüftgold bekannte Partysänger Matthias Distel die Teilnahme an einer Folge von "Plötzlich arm, plötzlich reich" von sich aus beendet hatte. Distel sprach von "skandalösen Zuständen" bei Sat.1 und der Produktion Imago TV, die das "Kindeswohl von zwei schwer traumatisierten Kindern mit Füßen treten" würden. Die Rede war auch von "Missachtung des Kindeswohls".
"Bereitschaft, Dinge zu verändern"
Zuletzt war der Streit zwischen den Beteiligten hochgekocht. So ließ die Produktionsfirma dem Sänger eine Unterlassungsklage zukommen. Dieser wiederum stellte Strafanzeige gegen Sat.1 und Imago TV. Der Sender selbst erklärte unterdessen am Samstag, für "Unterhaltung mit Herz" zu stehen. "Zu unserem Selbstverständnis gehört die Bereitschaft, Dinge zu verändern und uns zu verbessern. Daran werden wir weiterhin arbeiten."
An oberster Stelle stehe das "Wohl der Kinder und der Familie, mit der wir in engem Austausch stehen", heißt es in der neuerlichen Stellungnahme von Sat.1. "Auch in den Monaten, die vor uns liegen, werden wir die Familie bestmöglich in ihrem Sinne finanziell und menschlich unterstützen. Es war und ist niemals Ziel von Sat.1 Menschen zu verletzen."
Die Entscheidung, sich von "Plötzlich arm, plötzlich reich" zu trennen, dürfte eine der ersten Amtshandlungen von Daniel Rosemann sein, der erst vor wenigen Tagen zusätzlich zu seinem Job als Senderchef von ProSieben auch die Leitung von Sat.1 übernommen hatte. Auch aus finanziellen Gründen dürfte die angekündigte Neuausrichtung keine schlechte Entscheidung sein, immerhin ist "Plötzlich arm, plötzlich reich" nach dem vorzeitigen Aus von "Promis unter Palmen" schon das zweite Format, auf dessen Ausstrahlung man verzichtet.
Auch Andrea Schönhuber, die geschäftsführende Gesellschafterin von Imago TV, hat sich am Samstag noch einmal geäußert. "Imago TV steht hinter der Entscheidung von Sat.1, nach der kontroversen öffentlichen Debatte der vergangenen Tage das Format 'Plötzlich arm, plötzlich reich' einzustellen. Wir bedauern vor allem, dass eine an den Dreharbeiten beteiligte Familie in die öffentliche Auseinandersetzung hineingezogen worden ist. Wir stehen weiter in Kontakt mit der Familie und wünschen vor allem den Kindern, dass sie von diesen Auseinandersetzungen möglichst wenig mitbekommen." Distel derweil dankte Sat.1 auf Instagram: "Ich weiß, dass ihr genau wie die Familie, ImagoTV und ich mit meinem Team emotionale Debatten geführt habt, abwägen musstet und wir alle unsere Fehler eingestehen mussten."