Rainer Beaujean hat sich gegen eine Fusion mit dem italienischen Fernsehkonzern Mediaset ausgesprochen. "Es gibt keinen Mehrwert, weder im Programm noch im Produkt", sagte der ProSiebenSat.1-Vorstandsprecher im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Mediaset ist zu 100 Prozent Fernsehanbieter, hängt an den schwankenden Werbeerlösen, was sich auf die Profitabilität des Geschäfts auswirkt. Das ist also genau das Gegenteil zu unserer Entwicklung."
ProSiebenSat.1 dagegen dagegen "viel mehr als ein reines Medienunternehmen", so Beaujean. "Durch unser Dating-Geschäft und unsere digitalen Commerce-Aktivitäten sind unser Geschäftsmodell und unsere Erlöse sehr diversifiziert und deshalb robust, was wir in der Corona-Krise bewiesen haben. Wir fahren also am besten, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren und weiter unseren Plan umsetzen." Weiter erklärte der Konzernchef: "Wenn Sie mich umgekehrt fragen würden, warum ProSiebenSat.1 als deutlich größeres Unternehmen nicht Mediaset kaufen wollen würde, würde ich Ihnen antworten: Weil ich darin keinen Sinn sehe."
Angesprochen auf Pläne der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, eine europäische Fernsehallianz schmieden zu wollen, erklärte Rainer Beaujean, dass niemand von Mediaset mit ProSiebenSat.1 darüber gesprochen habe. "Solange ich den konkreten Vorschlag nicht kenne, kann ich ihn auch nicht beurteilen. Was ich aber weiß: Unser Geschäft ist ein sehr lokales. RTL reduziert zum Beispiel gerade deren Präsenz in Frankreich und fusioniert den Sender M6 mit TF1, weil es keine länderübergreifenden Synergien gibt. Globale Ideen scheitern oft an den Besonderheiten in den einzelnen Ländern."
In der "FAZ" sprach Beaujean zugleich über den geplanten Aufbau einer eigenen Nachrichtenredaktion bis 2023. "Die ersten Journalisten haben wir bereits eingestellt. Wir werden auch ein eigenes Hauptstadt-Studio haben, in direkter Nähe zur Bundespolitik am Potsdamer Platz", so der ProSiebenSat.1-Vorstandssprecher. Von der Idee des früheren Vorstandskollegen Conrad Albert eines Fonds für Public Value, von dem möglicherweise auch ProSiebenSat.1 profitieren könnte, hält Beaujean hingegen wenig. "Ein gutes Produkt findet auch ohne staatliche Anreize seinen Absatz. Das habe ich in meinen vergangenen Stationen gelernt", sagte er. "Immer beim Staat nach Hilfe zu rufen, funktioniert auf Dauer nicht."