Zwei global agierende Medienkonzerne stehen laut übereinstimmenden Berichten US-amerikanischer Medien vor der Hochzeit: AT&T will sein Mediengeschäft, das nach der Übernahme von Time Warner unter dem Dach von WarnerMedia gebündelt wurde, mit dem Factual Entertainment-Konzern Discovery verheiraten. Von "weit vorangeschrittenen Gesprächen" hatte zunächst der US-Finanzdienst Bloomberg berichtet. Inzwischen berichtet CNBC von einem möglichen Abschluss des Deals noch an diesem Montag. Weder WarnerMedia noch Discovery wollen die Berichte bislang kommentieren.
Entstehen soll laut den Berichten ein neuer börsennotierter Medienkonzern im Besitz der Anteilseigner von AT&T und Discovery, wobei das Kräfte-Verhältnis der beiden Unternehmen noch unklar ist. WarnerMedia ist allerdings, egal welche Kennzahlen man betrachtet, der größere Partner bei dieser Fusion. Zusammen läge der neue Riese nach Umsatz zwar hinter Disney, aber vor Netflix oder NBCUniversal. Die Führungsfrage ist eine der vielen unklaren Entscheidungen bei der möglichen Fusion: Jason Kilar, Gründungs-CEO von Hulu und damit Streaming-Veteran, führt WarnerMedia. Bei Discovery wiederum ist David Zaslav seit 14 Jahren für den enormen Wachstumskurs des Hauses verantwortlich.
Eine Hochzeit von WarnerMedia und Discovery ist einerseits überraschend, weil beide Konzerne sich gerade mit enormen Ausgaben bemühen, ihre Streamingdienste HBO Max und Discovery+ international bekannt zu machen bzw. überhaupt erstmal zu verbreiten. Andererseits ist es genau deshalb zweckmäßig: Galt der Fernsehmarkt zwar auch schon vor zehn Jahren als globales Geschäft, so ist der Wortsinn des globalen Marktes in Zeiten von Netflix nochmal neu aufgeladen worden; vom höheren Tempo ganz zu schweigen. Und das führt auch zur Konsolidierung unter Großen, die im Fall von WarnerMedia und Discovery weitgehend komplementär aufgestellt waren. WarnerMedia bedient fiktionale Unterhaltung, Kinderprogramme und Nachrichten, Discovery hauptsächlich das weite Feld von Dokutainment und Dokumentation.
Wirkung der Fusion hängt von internationalem Rollout ab
Noch könne der Deal scheitern, berichten zwar alle US-Medien. Eine Erwähnung, die bei Pflichtmedien der US-Börsen jedoch stets mehr nach einer rechtlichen Absicherung klingt. Entsprechend groß ist das Thema in den US-Medien aufgezogen, etwa auch als Aufmacher der "Financial Times" am Montag. Sollte der Deal stehen, steht global natürlich die spannende Frage im Raum, auf welchen Namen der neu geschaffene Medienriese hören wird. Operativ eine viel größere Herausforderung wird hingegen die zeitnahe Umsetzung der Hochzeit in allen internationalen Märkten. Bis heute haben zum Beispiel weder WarnerMedia noch Discovery ihre jüngsten internationalen Strategien im deutschen Markt umgesetzt.
Als Antwort auf die Dominanz von Netflix bewerten US-Medien einen Zusammenschluss von WarnerMedia und Discovery. Auf dem Papier liest es sich auch so, zumindest beim beschränkten Blick auf den US-Markt, doch gelingen kann diese Absicht nur, wenn schneller und konsequenter das umgesetzt wird, womit sich WarnerMedia, Discovery aber auch Disney zuletzt noch enorm schwer taten: Eine internationale Strategie zu entwickeln und diese in allen Märkten auch zügig umzusetzen wie Netflix es einfacher machen kann, weil keine Rücksicht genommen werden muss auf bestehende Gegebenheiten. Diese Komplexität des internationalen Geschäfts steht für US-Medien allerdings nicht im Fokus, wenn sie die Hochzeit mit ihrer eigenen US-Fokussierung als schlagkräftige Antwort auf Netflix bezeichnen. Und das obwohl es der wahre Kern der Herausforderung wird.