"Vielschichtig, aktuell und variationsreich" - so beschreibt das Grimme-Institut die in diesem Jahr mit einem Grimme-Preis ausgezeichneten Formate und Personen - 16 an der Zahl. "Bekannte Stereotype werden an vielen Stellen aufgebrochen, gewohnte Pfade verlassen und Bewährtes weiterentwickelt", so Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. Darüber hinaus wurde noch der Publikumspreis der Marler Gruppe sowie die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschulverbands (DVV) vergeben, letztere an "Tagesthemen"-Moderatorin Caren Miosga.
"In Krisenzeiten ist seriöser, aufklärerischer und Orientierung gebender Nachrichten-Journalismus ganz besonders gefragt. Denn dann ist die Nachrichtenlage besonders dicht, dann ist handwerkliche Präzision ebenso unverzichtbar wie ein brillanter Geist in einem kühlen Kopf", sagt Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die gleichzeitig auch DVV-Präsidentin ist. Als Anchor- Woman der "Tagesthemen" verschaffe Miosga insbesondere mit ihren Interviews den "bestmöglichen Überblick und das nötige Verständnis für das rasante und komplexe Geschehen in Deutschland und in der Welt", sagt Kramp-Karrenbauer.
Ein Spezial-Preis in der Kategorie Information & Kultur ging zudem an WDR-Reporterin Isabel Schayani für ihre Berichterstattung aus Moria. Die Jury hebt Schayanis "doppelte Interaktionsleistung" hervor. Die Reporterin spreche zum einen ernsthaft interessiert mit den Menschen, die sie treffe. "Sie lässt sie allerdings nicht nur vor der Kamera Statements abgeben und verschwindet wieder. Man merkt an den Reaktionen der Menschen, dass sie diese Frau kennen. Läuft ein Kind ins Bild, interagiert sie mit ihm, ohne je ins Süßliche zu kippen." Außerdem geht ein Grimme-Preis für besondere journalistische Leistungen an Mai Thi Nguyen-Kim. "Bei ihr müssen die Zuschauer*innen keine trockene Vorlesung befürchten, vielmehr dürfen sie sich auf eine unterhaltsame Vermittlung neuester Forschungsergebnisse freuen", urteilt die Jury. "Auch komplexe Vorgänge schildert sie so, dass Menschen ohne naturwissenschaftliches Studium sie verstehen." Sowohl Schayani als auch Nguyen-Kim gehörten für DWDL.de zu den BildschirmheldInnen 2020.
Außerdem überzeugten die Jury die Dokumentarfilme "Loveparade – Die Verhandlung" (Docdays Productions/Arpa Films) für WDR und Arte, "Der Ast, auf dem ich sitze" (Bildersturm Filmproduktion) für ZDF und 3sat sowie "Vernichtet – Eine Familiengeschichte aus dem Holocaust" (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme) für RBB, HR und NDR. Für Grimme-Direktorin Frauke Gerlach sind die Dokumentarfilme beste Beispiele dafür, "wie hervorragende Autorinnen und Autoren ganz unterschiedliche Zugänge finden, um gesellschaftliche Zusammenhänge zu erfassen und uns eindringlich, fokussiert und nuanciert zu informieren."
In der Unterhaltung konnten sich einmal mehr Joko und Klaas über eine Auszeichnung freuen - wobei der Preis nicht an Sie persönlich ging, aber an eine von ihnen ermöglichte Sendung. Nachdem schon 2020 für ihre 15 Live-Minuten ausgezeichnet wurden, gibt's auch in diesem Jahr für dieses Format einen Grimme-Preis. Konkret geht's um die Ausgabe "Männerwelten", die von Sophie Passmann moderiert wurde. Über einen Grimme-Preis freuen können sich in der Unterhaltung außerdem noch Carolin Kebekus für ihre "Carolin Kebekus Show" (Jury: "In ihrer neuen Late-Night-Show, die ihren Namen trägt, ist die Kölner Komikerin besser als jemals zuvor") sowie Sebastian Pufpaff für sein Corona-Format "Noch nicht Schicht" bei 3sat (Jury: "Alles passt rein in diese siebenminütige Wundertüte").
In der Kategorie Fiktion wurde mit "Drinnen" (btf/eitelsonnenschein) eine Corona-Serie des ZDF ausgezeichnet. Darüber hinaus können sich hier auch die Netflix-Serie "Unorthodox" (Studio Airlift/Real Film Berlin) und die One-Serie "Parlament" (Cinétévé/Artémis Productions/Cinecentrum) über einen Grimme-Preis freuen. Die Jury lobt letztere als eine der "besten europäischen Comedy-Serien des Jahres". Die Logik des Plots wirke vom Kleinen ins Große und spiegele die Komplexität der Institution. Auch der ARD-Film "Für immer Sommer 90" (Florida Film) mit Charly Hübner und Lisa Maria Pothoff sowie der ZDF-Streifen "Wir wären andere Menschen" mit Matthias Brandt und Silke Bodenbender erhalten einen Grimme-Preis.
"Besonders stark" sei das Jahr im Bereich Kinder & Jugend gewesen, heißt es vom Grimme Institut. Durchsetzen konnte sich im Jugendwettbewerb der Kurzfilm "Masel Tov Cocktail" (Filmakademie Baden-Württemberg) für SWR und Arte und unter den Kinderproduktionen "Die Sendung mit dem Elefanten – Wir kriegen ein Baby" (WDR/CMTZ/Flachbild Filmproduktion). Die Schauspielerin Mina-Giselle Rüffer wurde darüber hinaus für ihre herausragende Darstellung der "Nora" in der fünften "Druck"-Staffel (Bantry Bay) geehrt.
Verliehen werden die Grimme-Preise am 27. August, moderiert wird die Preisverleihung dann erneut von Jo Schück. Ob und wenn ja wie viele Gäste dabei zugelassen werden, ist noch unklar und hängt im Wesentlichen vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.
Alle Gewinner des Grimme-Preises 2021 im Überblick:
Wettbewerb Fiktion
Lutz Heineking jr. (Regie)
Philipp Käßbohrer (Creator)
Julian Schleef (stellv. für das Team, Postproduktion)
Lavinia Wilson (Darstellung)
für Drinnen - Im Internet sind alle gleich (btf/eitelsonnenschein für ZDF-Das kleine Fernsehspiel/Quantum und ZDFneo)
Lars Jessen (Buch/Regie)
Jan Georg Schütte (Buch/Regie)
Charly Hübner (Buch/Darstellung)
für Für immer Sommer 90 (Florida Film für ARD Degeto)
Noé Debré (Buch)
Daran Johnson (Buch)
Émilie Noblet (Regie)
Jérémie Sein (Regie)
für Parlament (Cinétévé/Artémis Productions/Cinecentrum für ONE/WDR)
Alexa Karolinski (Buch)
Anna Winger (Buch)
Maria Schrader (Regie)
Shira Haas (Darstellung)
für Unorthodox (Studio Airlift/Real Film Berlin für Netflix)
Friedrich Ani (Buch)
Ina Jung (Buch)
Jan Bonny (Regie)
Matthias Brandt (stellvertretend für das Ensemble)
für Wir wären andere Menschen (Akzente Film & Fernsehproduktion für ZDF)
Wettbewerb Information & Kultur
Luzia Schmid (Buch/Regie)
für Der Ast, auf dem ich sitze (Bildersturm Filmproduktion für ZDF/3sat)
Antje Boehmert (Buch/Produktion)
Dominik Wessely (Regie)
für Loveparade – Die Verhandlung (DOCDAYS Productions/Arpa Films für WDR/ARTE)
Andreas Christoph Schmidt (Buch/Regie)
für Vernichtet: Eine Familiengeschichte aus dem Holocaust (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme für rbb/HR/NDR)
Grimme-Preis Spezial
Isabel Schayani für ihre Interaktions- und Vermittlungsleistung im Rahmen ihrer kompetenten, empathischen und singulären Berichterstattung aus Moria (WDR)
Grimme-Preis für die Besondere Journalistische Leistung an
Mai Thi Nguyen-Kim für ihre sowohl wissenschaftlich hochkompetente als auch breitenwirksame Informationsvermittlung zum Thema Corona in ihrem funk-Format „maiLab“ sowie bei ihren Moderationen von „Quarks – Corona in 5 Minuten“
Wettbewerb Unterhaltung
Thomas Martiens (Idee/Buch)
Thomas Schmitt (Idee/Buch)
Claudia Schölzel (Idee/Buch)
Sophie Passmann (Moderation/Idee/Buch)
für 15 Minuten Joko & Klaas - Männerwelten (Florida Entertainment für ProSieben)
Claudius Pläging (Buch)
Carolin Kebekus (Moderation/Produktion)
Jessica Timm (Redaktionsleitung)
Max Bierhals (Creative Producer/Autor)
für Die Carolin Kebekus Show (btf/UnterhaltungsFlotte TV für WDR)
Sebastian Pufpaff (Buch/Darstellung)
für Noch nicht Schicht (Agentur ZweiR für ZDF/3sat)
Wettbewerb Kinder & Jugend
Markus Tomsche (Buch/Kamera/Regie Einspieler)
für Die Sendung mit dem Elefanten - Wir kriegen ein Baby / Folge 559 (WDR, CMTZ, Flachbild Filmproduktion für WDR)
Arkadij Khaet (Buch/Regie)
Merle Teresa Kirchhoff (Buch)
Mickey Paatzsch (Regie)
Alexander Wertmann (Darstellung)
für Masel Tov Cocktail (Filmakademie Baden-Württemberg für SWR/ARTE)
Mina-Giselle Rüffer für ihre herausragende Darstellung der „Nora“ in DRUCK – Staffel 5 (Bantry Bay Productions für funk/ZDF)
Publikumspreis der Marler Gruppe
Claire Billet (Buch)
Mayte Carrasco (Buch/Regie)
Marcel Mettelsiefen (Buch/Regie)
für Afghanistan. Das verwundete Land (LOOKSfilm für NDR/ARTE)
Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands
an Caren Miosga