Schon seit einiger Zeit ist die Stimmung unter vielen freien Journalisten des RBB ziemlich schlecht. Im Februar kündigte der Sender eine große Vorabend-Reform an, durch die man künftig deutlich billiger produzieren will. Die beiden Ländermagazine "RBB um 6" und "zibb" fallen ab 2022 weg, stattdessen setzt man auf ein neues Ratgeber-Format und einen Live-Talk (DWDL.de berichtete). Im Zuge des Umbaus fürchten viele freie Journalisten um ihre Jobs, von denen sich einige nun in einer Aktion zusammengeschlossen haben. 

So boykottieren viele Freie bereits seit dem 1. Mai den RBB. Sehr sichtbar ist die Aktion, die die Freien mit den Hashtags #wirsindnichtda und #ohneFreiekeinProgramm ausgestattet haben, seit Beginn der Woche. Am Montag und Dienstag konnte die "zibb"-Sendung nicht wie geplant gezeigt werden. Stattdessen sendete man ein Best-Of vergangener Gespräche. Und auch für Mittwoch rechnet der RBB in einer Stellungnahme gegenüber DWDL.de nicht mit einer regulären Ausgabe des Magazins.  

Auch auf andere Teile des RBB hat die Aktion der Freien Auswirkungen. So gibt's im Radio hier und da längere Musikstrecken und weniger Wortbeiträge, dennoch gibt man sich den Umständen entsprechend gelassen. "Insgesamt laufen die Programme", heißt es vom Sender auf Anfrage. Nun hoffe man beim Blick auf die Ankündigungen zu der Aktion, dass es "morgen wieder einen Normalbetrieb im RBB geben kann". Die Freien hatten ihren Boykott bis einschließlich zum 5. Mai angekündigt. 

Mitte März hatte der RBB 75 MitarbeiterInnen darüber informiert, dass sie ab dem neuen Jahr voraussichtlich nicht mehr im gleichen Umfang wie bisher beschäftigt werden können. Bei der Jahres-Pressekonferenz vor wenigen Wochen erklärte Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus, dass man "für viele Kolleginnen und Kollegen", die bis zur Umstellung noch für das derzeitige Vorabendmagazin "zibb" arbeiten, neue Beschäftigungsangebote gefunden hätte. Gleichzeitig kündigte er an, weiterhin Gespräche zu führen. 

Freie stellen Forderungen auf 

"Wir sehen die Verunsicherung bei vielen freien Kolleginnen und Kollegen", heißt es jetzt vom Sender gegenüber DWDL.de. Inhaltliche Fragen wolle man aber nicht über die Medien diskutieren. "Die Sparmaßnahmen – von denen der ganze Sender betroffen ist, etwa durch Etatdeckelungen – sind bedingt durch die Entscheidungen der Politik zum Rundfunkbeitrag. Sie verursachen beim RBB ein Minus von mindestens 30 Millionen Euro im Jahr. Mit den von der Beendigung von ‘zibb’ zum Jahreswechsel betroffenen Kolleginnen und Kollegen sind wir in Gesprächen über ihre Zukunft, diese sind noch nicht abgeschlossen." Die Zahlen basieren übrigens auf einem Rundfunkbeitrag von 18,36 Euro (DWDL.de berichtete). Sollte die Erhöhung durch das Bundesverfassungsgericht nicht kommen, müsste der RBB noch einmal zusätzlich viele Millionen einsparen. 

Auf einer Webseite zur Aktion schreiben die Freien, es sei höchste Zeit, ein Zeichen zu setzen. "Erst die radikale Etatkürzung bei rbbKultur, dann die Streichung des Wissenschaftsetats Fernsehen, jetzt die Entlassung von 75 freien zibb-Kolleg*innen: Das alles zeigt: Es kann jede und jeden von uns treffen. Jederzeit", schreiben sie. Wenn der RBB spare, gehe das immer zu Lasten der Freien, das dürfe man sich nicht mehr gefallen lassen. Deshalb stellt man mehrere Forderungen auf. Darunter unter anderem ein "Bestandsschutz für alle Freien" und "kein Sparen auf Kosten der Freien". 

Hinweis: In einer ersten Version dieses Textes hatten wir geschrieben, dass die Freien den RBB "bestreiken". Das ist juristisch nicht korrekt, weil für einen Streik bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Die freien Journalisten boykottieren den RBB, in dem sie für den genannten Zeitraum durchweg alle Aufträge ablehnen.