13 Jahre ist es her, seit der Welt-Vorgänger N24 die Studios am Potsdamer Platz bezog. Jetzt soll für den Nachrichtensender eine neue Ära beginnen: Seit 8 Uhr sendet Welt erstmals aus dem Axel-Springer-Neubau, wo nun das gesamte journalistische Welt-Angebot unter einem Dach entsteht. Geblieben ist die Nähe zwischen Studio und dem Newsroom, der sich nur wenige Schritte entfernt auf der Brücke des Rem-Koolhaas-Baus befindet.
Zum Start holperte es jedoch noch: Über die gesamte Sendung hinweg kämpfte Welt mit massiven Tonproblemen, sodass sich sich die Verantwortlichen des Senders dazu entschieden, nach etwas mehr als zehn Minuten aufzuhören und anstelle der Nachrichten erst mal die Dokureihe "Science of Stupid" auszustrahlen. Bei einem erneuten Anlauf um 8:30 Uhr waren die Probleme jedoch behoben.
175 Quadratmeter umfasst das Realstudio, dessen Studiohintergrund ein 30 Meter langes LED-Cyclorama, auf dem visuelle Themen abgebildet werden und die Atmosphäre im Studio angepasst werden kann. Davor hängen neun hochauflösende LED-Screens, die sich computergesteuert über die gesamte Studiowand bewegen sowie einzeln oder in beliebiger Kombination eingesetzt werden können. Sie zeigen künftig Grafiken, Videos und Fotos gezeigt, bilden im Breitwandformat Panoramaansichten und werden auch für Live-Schalten oder Interviews genutzt.
Technisch setzt Welt fortan auf sogenannte Shotoku-Robotic-Kameras, die sich KI-gesteuert selbst im Studio orientieren und über eine Software mit dem Programmablauf der Redaktion kommunizieren. Darüber hinaus soll auch Augmented Reality zum Einsatz kommen. Der Moderationstisch, der aus verschiedenen Elementen besteht, die für Einzel- oder Doppelmoderationen sowie Interviews und größere Runden angepasst werden kann, wurde von Florian Wieder entworfen. Den allgemeinen Studioloop für die LED-Screens wiederum entwickelte Falk Rosenthal in Zusammenarbeit mit dem Bereich Marketing & Commercial Sales, Kays Khalil und der Chefredaktion des Senders.
Die Zeit, in der Welt aus dem Studio sendet, hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie massiv erweitert. Inzwischen setzt der Nachrichtensender montags bis freitags zwischen 6 und 20 Uhr auf eine durchgehende Live-Strecke, was auch den Quoten half - der Daytime-Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen sei im Vergleich zur Zeit vor März vergangenen Jahres von 0,7 auf 1,6 Prozent gestiegen. Gleichzeitig stieg auch der Frauenanteil am Publikum von 26 auf 41 Prozent.
"Maximale Flexibilität" und ein zweites Studio
"Wir haben jetzt die Chance, Welt auf ein anderes Level zu heben, denn Journalismus lebt vom Austausch, der Debatte, der kritischen Distanz zu allen politischen Akteuren - und vom gemeinsamen Ringen um die bestmögliche Geschichte und Erzählform", sagt Ulf Poschardt, Chefredakteur Welt und Sprecher der Geschäftsführung WeltN24, mit Blick auf die neue Location. Und Arne Teetz, Chefredakteur TV & Bewegtbild, betont: "Um in einer Zeit dynamischer, sich permanent verändernder Nachrichtenlagen dem Publikum überzeugende Live-Berichterstattung mit bestmöglichem Journalismus zu bieten, ist maximale Flexibilität wichtig. Unser neues Live-Studio macht es möglich, auf jede neue Situation schnell zu reagieren und verständlich zu berichten."
Ein zweites Studio gibt es ebenfalls - dieses fungiert als Hybrid, das einen Greenscreen-Bereich für die Nachrichten von ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins umfasst, aber auch einen Realbereich, in dem jüngst schon Michel Friedmans neuer Talk gestartet ist. Auch "Bild Live" soll hier künftig senden. Die technische Gesamtleitung der Welt-Studios verantwortet CTO Thorsten Prohm in Abstimmung mit der Chefredaktion TV & Bewegtbild. Entwickelt wurde das Konzept inhouse, Generalunternehmer Qvest Media zeichnete für die Realisierung verantwortlich.