In der Vergangenheit stand der Rundfunk Berlin-Brandenburg nicht gerade für Serien. Doch das hat sich zuletzt spürbar geändert, wie die jüngst erfolgte Ausstrahlung der zusammen mit dem Streamingdienst Joyn entstandene "Sadcom" namens "MaPa" zeigt oder auch die für den Grimme-Preis nominierte Produktion "Warten auf'n Bus", deren zweite Staffel derzeit entsteht. Und das soll nach dem Willen des öffentlich-rechtlichen Senders gewissermaßen erst der Anfang sein.
Von einer "Serien-Offensive" ist an diesem Montag in der Hauptstadt die Rede. Dazu zählen neue Folgen der ARD-Vorabendserie "WaPo Berlin" ebenso wie die achtteilige Anwaltsserie "Legal Affairs" mit Lavinia Wilson in der Hauptrolle und eine Miniserie namens "Tina mobil", in der sich alles um eine Verkäuferin dreht, die mit ihrem Bäckermobil durch Brandenburg fährt. X Filme Creative Pool hat sechs 45-minütigen Folgen produziert, die im vierten Quartal im Ersten auf dem "FIlmMittwoch"-Sendeplatz laufen werden - und natürlich in der ARD-Mediathek, die von allen Dritten zunehmend in den Fokus genommen wird.
Verändern soll sich aber auch der RBB selbst. "Wir organisieren unsere internen Abläufe neu, wir weiten unser regionales Engagement aus, und wir arbeiten kontinuierlich an unseren Programmangeboten", sagte Intendatin Patricia Schlesinger, die im Herbst für eine zweite Amtszeit gewählt wurde, am Montag. "Das verlangt gerade in Corona-Zeiten sehr viel von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wir sind aber sicher, dass sich diese Anstrengung im Sinne unseres Publikums lohnt." Dazu passt, dass im Haus in den vergangenen Monaten ein neues Leitbild gegeben haben. "Sechs zentrale Werte beschreiben und stärken ab sofort das Miteinander im RBB. Wir sind experimentierfreudig, modern organisiert, publikumsorientiert, informiert, nachhaltig und divers", so Schlesinger.
Passend dazu schickt der RBB ab Ende Juni seine Filmreihe "RBB Queer" in die vierte Runde. Und um Hetze und Hass im Netz "nachhaltiger" entgegentreten zu können, hat der Sender Daniel Schwertfeger zum "No-Hate-Beauftragten" ernannt. In seiner Funktion soll der 34-Jährige die Redaktionen und Bereiche des Senders im Umgang mit Hasskommentaren, Drohungen oder anderen mutmaßlich strafverfolgungswürdigen Reaktionen unterstützen, wie es heißt.
Vorabend live aus Potsdam
Daneben arbeitet der RBB weiter am Start des crossmedialen News-Centers im Herbst - und am neuen Vorabendpogramm, das ab Januar an den Start gehen soll. "Wir werden den neuen Vorabend komplett live aus Potsdam senden", kündigt Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus an. "Die inhaltlichen Vorarbeiten haben begonnen, wir freuen uns auf einen Dreiklang aus Nachrichten mit Sport, einer Ratgebersendung und einem Talk." Zugleich erklärte er, dass "für viele Kolleginnen und Kollegen", die bis zur Umstellung noch für das derzeitige Vorabendmagazin "zibb" arbeiten, neue Beschäftigungsangebote gefunden hätten. "Die Gespräche gehen noch weiter", so Schulte-Kellinghaus.
Daneben arbeitet der RBB an einer Überarbeitung der Nachrichtenmarke RBB24 im Netz. So soll die Website im Mai einem Facelift unterzogen werden - verbunden mit dem Ziel, die Nutzung auf Smartphones zu optimieren. Gleichzeitig entsteht aktuell in der "Mittagsmagazin"-Redaktion ein neues Reportage-Format, das auf YouTube aktuelle Themen aufgreift. Schon am 29. April soll das "Team Tacheles" die Arbeit aufnehmen und über die Lebensrealität junger Menschen berichten. Schon jetzt im Netz erfolgreich ist Kurt Krömer, dessen Show "Chez Krömer" regelmäßig über eine Million Abrufe zählt und aktuell in der vierten Staffel läuft. Abseits davon hat der RBB ein neues Format mit Jörg Thadeusz angekündigt: In "Thadeusz und die Künstler" soll "Künstlerinnen und Künstlern in und aus der Region" fortan eine Bühne geboten werden.
Auf der Jahrespressekonferenz räumte RBB-Intendantin zudem mit Gerüchten auf, wonach der RBB einzelne Hörfunkangeboten ins Internet verlagern will. "Das ist Kolportage und beruht auf einem irreführenden Bericht über die Verhandlungen zum neuen RBB-Staatsvertrag", erklärte Patricia Schlesinger. "Richtig ist, dass wir uns wünschen, dass ein möglicher neuer Staatsvertrag die Empfangsvorlieben und -gewohnheiten unserer Nutzerinnen und Nutzer im Auge hat und sich die Frage stellt, ob wir unser Publikum vielleicht irgendwann und nur in einigen Fällen besser im Netz als über UKW erreichen. Aber dabei geht es nicht um heute, es geht noch nicht einmal um morgen."