Und so sind auf dem Cover des Hefts dann auch nicht etwa Helene Fischer oder Michael Schumacher abgebildet, deren Privatleben Magazine wie die "Neue Post" oder "Freizeit Revue" mit Vorliebe ausschlachten, sondern Burda-Boss Hubert Burda - versehen mit der Überschrift "Wie er mit Intrigen, Inzucht und Inkontinenz Millionen machte". Im Heftinneren wird dann aufgelöst, was es mit den reißerischen Überschriften auf sich hat - so wie es seit Jahrzehnten die Vorbilder tun, mit denen Verlage wie Burda oder Klambt hohe Auflagen erzielen und Millionen verdienen. Die Antwort des "Freizeit Magazin Royale" auf die provokante Titelfrage: "Mit Unterstellungen und Lügen über das Privatleben Prominenter mit substanzlosem Service-Journalismus für Leichtgläubige."
Passend dazu finden sich über dem Text auch noch "die 5 besten Gerüchte über Hubert Burda im Fakten-Check". Ob Burda "intern die Redaktionen seiner Regenbogenpublikationen zum Einhalten eines Minimums an journalistischen Standards“ dränge? "Check: Hahaha, ganz bestimmt nicht." Auf insgesamt 32 Seiten finden sich die aus der Regenbogenpresse bekannten großen und sensationslüsternen Schlagzeilen, die hier aber genau die treffen, die sonst für solche Headlines verantwortlich sind. Es geht um angeblichen "Total-Kontrollverlust" bei Bauer-Chefin Yvonne Bauer, vermeintliche Rachepläne in der Funke-Chefetage, den "scharfsinnigen 'Bunte'-Chef" in seinen "minimal zu kleinen Rindsleder-Schnürschuhen", der "alle hinters Licht führt", aber auch um angebliche Alkohol-Rückfälle oder einen schlimmen Verdacht bei einem Chefredakteur.
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Natürlich gehören längst nicht nur überhöhte Geschichten zum Inhalt des neuen und wohl einmalig erscheinenden "Freizeit Magazin Royale", sondern auch ein Gesundheitsratgeber, bei dem die geneigte Leserschaft herausfinden kann, ob sie nun eher Blinddarm, Dünndarm, Dickdarm oder Enddarm ist. Der Kartoffel ist eine ganze Doppelseite gewidmet, schließlich ist "keine Ausländerin in Deutschland so gut integriert wie die inkastämmige Wunderknolle". Ein Experte verrät gar, ob eine Kartoffel wirklich eine Ehe retten kann. Im Ratgeber-Teil wird schließlich beantwortet, was zu tun ist, wenn der Nachbar mit einer Handfeuerwaffe auf einen schießt, im Diät-Teil werden zudem zum Frühstück zwei Zigaretten ("Marke egal") und drei Tassen Kaffee ("stark") empfohlen.
Böhmermann kritisiert "Quantitätsjournalismus"
Fehlen darf natürlich nicht das einseitige Horoskop, das Schützen beispielsweise rät, Stress in der Beziehung jahrelang zu verdrängen, bis eben einer an einem Herzinfarkt stirbt. Was dem "Freizeit Magazin Royale" an diesem Samstag im Ansatz in der Tat gelungen ist, steht übrigens schon im von "Herausgeber, Verleger, Mäzen, Kunstsammler und Philanthrop Dr. Jan Böhmermann" unterzeichneten Editorial: "Das Freizeit Magazin Royale rettet das kleine Leben der hirntoten Printbranche. Hurra! Ein Wunder."
Dass in Böhmermanns Heft letztlich mehr Wahrheitsgewalt steckt als in den meisten Klatschmagazinen, versteht sich von selbst. In seiner TV-Show machte der Moderator in Zusammenarbeit mit dem Online-Dienst "Übermedien" bereits am Freitagabend zahlreiche Verfehlungen dieser Hefte öffentlich und kanzelte das fragwürdige Geschäftsmodell der Verlage als "Quantitätsjournalismus" ab, die, so sein Vorwurf, berichten, "was gerade eben noch juristisch erlaubt" sei. Und wenn dann doch Anwälte für eine Schwärzung sorgen, dann sind allenfalls die Online-Ausgaben geschwärzt, die die vorwiegend ältere Zielgruppe dieser Blätter ohnehin nicht erreichen.
Es ist ein Kniff, den nun auch Jan Böhmermann und sein Team vom "ZDF Magazin Royale" ausnutzen, um zurückzuschlagen: Während die Online-Ausgabe des "Freizeit Magazin Royale" vorsorglich geschwärzt wurde, lag die gedruckte Version am Samstagmorgen mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren in hunderten Zeitschriftenläden der Republik inmitten zahlreicher, ähnlich aussehender Hefte von Burda & Co. aus - und war vielerorts ebenso schnell vergriffen wie sie erschienen ist.