Als "Bild"-Chef Julian Reichelt vor wenigen Wochen im Rahmen eines Compliance Verfahrens von seinen Tätigkeiten freigestellt war, berichteten viele Medien über die Umstände und die Vorwürfe gegen Reichelt. So auch der "Spiegel". Gegen die Berichterstattung des Nachrichtenmagazins wehrt sich Reichelt nun aber mit rechtlichen Mitteln. Wie die Kollegen von "Meedia" berichten, habe Reichelt ein presserechtliches Verfahren gegen den "Spiegel"-Bericht "Vögeln, fördern, feuern" eingeleitet.
In dem Bericht vom 12. März hatte der "Spiegel" über die Vorwürfe gegen Reichelt berichtet. Ob Reichelt gegen den gesamten Text oder nur einzelne Teile vorgeht, ist nicht klar. Auf Anfrage erklärt Springer, dass man sich zu keinen weiteren Details äußern werde, weil es sich um ein laufendes Verfahren handele. Der "Spiegel" bestätigt den Eingang einer Abmahnung. "Wir halten sie für unbegründet und haben sie zurückgewiesen", so eine Sprecherin der Spiegel Gruppe.
Wie "Meedia" in Erfahrung gebracht haben will, geht es Reichelt darum, dass er vor der Veröffentlichung nicht befragt worden sein soll. Das weist das Nachrichtenmagazin gegenüber den Kollegen allerdings zurück. Reichelt kündigte in einer internen Nachricht bereits im März an, dass er sich gegen die wehren werde, "die mich vernichten wollen, weil ihnen 'Bild' und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt". Die Nachricht aus einem internen "Bild"-Kommunikationskanal war durch Medienjournalist Stefan Niggemeier öffentlich geworden (DWDL.de berichtete).
Reichelt hat das Compliance-Verfahren inzwischen überstanden und bleibt "Bild"-Chefredakteur. Allerdings muss er sich die Macht an der Spitze der Boulevardzeitung seither mit Alexandra Würzbach teilen (DWDL.de berichtete). "Ich weiß, ich habe im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen Fehler gemacht und kann und will das nicht schönreden. Was ich mir vor allem vorwerfe ist, dass ich Menschen, für die ich verantwortlich bin, verletzt habe. Das tut mir sehr leid", erklärte Reichelt vor einigen Tagen.