Erst vor wenigen Tagen hat es Spekulationen gegeben, dass ServusTV in Österreich weiter in Sportrechte investieren könnte und sich womöglich die Rechte an den Fußball-Europameisterschaften 2024 und 2028 sichert (DWDL.de berichtete). Und tatsächlich hat der Sender genau das jetzt angekündigt. ServusTV hat sich sowohl die exklusiven Übertragungsrechte an der Euro 2024 sowie der Euro 2028 gesichert, darüber hinaus überträgt man auch die "besten Qualifikationsspiele der österreichischen Nationalmannschaft" im Hinblick auf die beiden Turniere. Und auch die Quali-Spiele zur Weltmeisterschaft 2026 werden bei ServusTV zu sehen sein. 

Damit steigt ServusTV endgültig zu einem der wichtigsten Sender für Sportfans in Österreich auf. Schon in den vergangenen Jahren hatte der Sender aus dem Hause Red Bull hier massiv investiert. So zeigt man nicht nur etliche Tennis-Turniere und holt mit den Übertragungen der Matches von Dominic Thiem gute Quoten, ServusTV teilt sich in diesem Jahr erstmals auch die Rechte an der Formel 1 mit dem ORF und wird ab der kommenden Saison auch die Free-TV-Heimat von Champions- und Europa League. Die MotoGP hat man schon länger im Programm.

"Eine neue Ära"

Ferdinand Wegscheider © ServusTV / Marco Riebler Ferdinand Wegscheider
Mit den Europameisterschaften 2024 und 2028 sowie den Quali-Spielen der Nationalmannschaft in dieser Zeit hat man ein langfristiges Commitment abgegeben. ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider spricht bereits von einer "neuen Ära in Österreichs Fußballberichterstattung", die nun anbrechen würde. Und tatsächlich ist es eine Revolution in der Branche - und allen voran ein Schlag ins Gesicht für den ORF, der sich ebenfalls um die Rechte bemüht hatte und nun leer ausgeht. Und es sieht auch nicht so aus, als würde ServusTV interessiert daran sein, Sublizenzen zu verteilen, so wie zuletzt bei der Formel 1. 

David Morgenbesser, Bereichsleiter Sportrechte & Distribution bei ServusTV, ergänzt: "Nach dem Erwerb der UEFA Champions League und Europa League können wir den Fans nun sämtliche UEFA-Wettbewerbe bei ServusTV präsentieren. Egal ob David Alaba in der Champions League oder im Dress der Nationalmannschaft, bei ServusTV hat der Zuschauer nun ein verlässliches Zuhause für seine österreichischen Fußballhelden. Es freut mich umso mehr, dass wir dies alles ohne Zugangsbeschränkung bei ServusTV und servustv.com präsentieren dürfen."

Kleiner Sender, hohe Investitionen

Wie viel Geld ServusTV für die Rechte auf den Tisch gelegt hat, ist nicht bekannt. Die österreichische Tageszeitung "Der Standard" schätzte vor wenigen Tagen, dass ServusTV bereits in den vergangenen Jahren mehr als 50 Millionen Euro in Sportrechte investiert haben könnte. Durch den Rechteerwerb des Fußballpakets steigen die Investitionen wohl in Richtung 100 Millionen. Für einen Sender, der beim Gesamtpublikum auf rund 3,4 Prozent Marktanteil kommt, sind das gewaltige Ausgaben. Mit Dietrich Mateschitz und Red Bull hat man aber auch einen Mäzen mit tiefen Taschen im Hintergrund.

Sehr schlechte Nachrichten ist der Rechte-Coup von ServusTV wie bereits schon erwähnt für den ORF, insbesondere ORF 1. Zwar kann man das Geld nun anderweitig investieren, gerade ORF 1 ist aber auf den Sport im Programm angewiesen. Entsprechende Übertragungen, sei es Fußball oder Ski, gehören zu den wichtigen Quoten-Stützen des Senders, der in den vergangenen Jahren ohnehin viel an Boden verloren hat. Sich gegen den Abwärtstrend zu stemmen, wird mit weniger hochkarätigem Fußball sicher nicht einfacher. Im Programm des ORF bleiben werden jedenfalls 42 Spiele der Nationalelf bis 2028, konkret geht es da um die Nations League, bei der der ORF auch weiterhin mit an Bord ist. Neben ServusTV wird außerdem auch der ORF Spiele der Europa League übertragen. 

"Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Gebührenmitteln setzt voraus, dass der ORF bei Sportrechten nicht um jeden Preis mitbieten kann", sagt ORF-TV-Sportchef Hans Peter Trost zu den nun verlorenen Rechten. "Dem ORF ist es unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben, insbesondere hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit, dennoch gelungen, die gegenständlichen Rechte langfristig zu sichern", so Trost zu den Nations-League-Rechten.