Foto: WDR"Erfolgreiches Fernsehen macht man, wenn man eine gute Quote hat", sagt Harald Schmidt im Interview mit der Zeitschrift "Neon" und die erreiche man, so Schmidt, wenn man den Zuschauer auf den Arm nehme, da es wichtig sei, einen "Wohlfühlfaktor auszustrahlen. Die Rolle des "Arschloch" sei dem entsprechend eine bewusst gewählte Marke, die ihn zum Marktführer im Bereich der Fernsehunterhaltung mache. "In meinem Business entspricht das fast dem Level von Coca Cola. Wenn man es geschafft hat, eine Sendung wie 'Verstehen Sie Spaß' von 20 Millionen auf 4,7 Millionen Zuschauer pro Sendung zu verbessern, ohne dass die Karriere ruiniert ist, kann einem ohnehin nichts mehr passieren", so Schmidt gegenüber Neon.

Die Intellektuelle Aura die ihn umgibt sei lediglich seinem guten Gedächtnis geschuldet erklärt Schmidt. So habe er selbst bei vielen Themen "keine Große Ahnung". Es reiche vollkommen aus, die "gegenwärtig amtliche Meinung" zu einem Themas, zwei biografische Daten eines wichtigen Vertreters und ein gutes Zitat zu kennen. So seien auch seine Ausflüge an große deutsche Theater lediglich die Erfüllung eines Jugendtraums gewesen. In diesem Zusammenhag bezeichnet sich Schmidt als "Kleinbürger mit wahnsinnigem Ehrgeiz" und ist sich sicher, keine höheren künstlerischen Ziele zu verfolgen, als mit dem, was er im Fernsehen macht. "Ich weiß ja: Was die Schauspieler aus der ersten Reihe in Bochum oder München können, kann ich einfach nicht. Ich bin vielleicht nicht so klug, wie ich gern wäre, aber für das, was ich im Fernsehen mache, reicht es dicke."

Mit zunehmendem Alter, so erklärt Schmidt, entdecke er auch zunehmend Ähnlichkeiten mit Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl. So bezahle er seine Autoren hauptsächlich dafür in Konferenzen seinen Monologen zu zu hören. "Wird in der Konferenz nachträglich eine andere Meinung vertreten, erfolgt eine Hinrichtung. Ist der Widerspruch sachlich richtig, breche ich das Thema ab", sagt Schmidt in der Neon. Neben dem Führungsverhalten von Helmut Kohl sieht Schmidt sich hinsichtlich seiner Bedeutung für das deutsche Fernsehen einer weiteren historischen Person verbunden. Bertolt Brecht stehe - was die strukturelle Bedeutung für das jeweilige Medium betreffe - mit Schmidt auf einer Stufe: "Das Theater sah anders aus nach Brecht. Und genau so ist es mit mir und der Fernsehunterhaltung", sagt Schmidt im Neon-Interview.

Dass Schmidt mit dieser Selbsteinschätzung Gefahr laufe, laufe "bräsig" zu werden, stört ihn wenig. Schließlich wäre auch ein beschaulicheres Leben denkbar, was aber zur Folge hätte, dass eine Frau neben ihm säße, die Rosamunde-Pilcher-Filme schauen würde. "Dann lieber nach einem Eimer lauwarmer Kartoffelsuppe angerülpst werden", so Schmidt.